30. September 2012

"Lätschert" zum 6. Sieg

Derzeit sind es Tage des Wiedersehens: Unter der Woche traf der Münchner Torjäger Mario Mandzukic beim Duell gegen den VfL Wolfsburg auf seine alten Weggefährten. Beim gestrigen Bundesliga-Spiel stand nun Claudio Pizarro im Fokus. Vor Beginn der Partie gegen den SV Werder Bremen wurde der Peruaner für seine vielen (wichtigen) Tore für die Bremer ausgezeichnet und mit viel Applaus und Händeschütteln verabschiedet. Zur Feier des Tages durfte der 34-Jährige von Beginn an auflaufen. Neben ihn fanden sich auch Thomas Müller, Toni Kroos und Luiz Gustavo wieder in der Startaufstellung. 
Der in den letzten Wochen gut funktionierende Bayern-Motor stockte beinahe die komplette erste Hälfte. Gute Kombinationen und gefährliche Aktionen aus dem Halbfeld blieben vorerst aus. Ein Grund war, dass das Zusammenspiel zwischen Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos im zentralen Mittelfeld heute nicht ganz funktionieren mochte. Der starke Ribéry dribbelte sich einige Male in gute Schusspositionen, ließ aber schlussendlich die nötige Fortune vermissen oder scheiterte an der gut gestaffelten Bremer Defensive um den starken Sebastian Mielitz. Pizarro gelang, kurz vor der Pause, beinahe mit einem Kopfball das 0:1. Mit einem 0:0 ging es in die Kabine. 
Nach dem Seitenwechsel boten beide Teams eine engagiertere Leistung. Ribéry scheiterte knapp mit einem Distanzschuss am Aluminium, Manuel Neuer, bis dato beinahe beschäftigungslos, hielt einen Versuch von de Bruyne. Nach knapp einer Stunde wechselte Bayern-Coach Heynckes Angreifer Mario Mandzukic und Mittelfeld-Wirbler Xherdan Shaqiri ein. Besonders der Schweizer fand umgehend Bindung zum Spiel und initiierte einige gefährliche Angriffe. In der 75. Minute scheiterte Shaqiri noch mit einem Distanzschuss, einige Minuten später machte es Luiz Gustavo besser: Nach einem Zuspiel von Thomas Müller schlenzte der Brasilianer den Ball wunderbar in das Bremer Gehäuse. Kaum 120 Sekunden später konterten die Münchner über Shaqiri, der intuitiv in die Mitte passte, wo Mandzukic nur noch einschieben musste - sein 6. Tor im 6. Saisonspiel! Der Treffer des Kroaten markierte den 0:2-Endstand. 
Während die Münchner Spieler, bei denen heute besonders Franck Ribéry hervorstach, mit dem Auswärtsdreier zufrieden waren ("Wir haben uns schwergetan. Als es drauf ankam, haben wir die Partie aber entschieden. Das zeichnet uns aus" - O-Ton Lahm), wetterten die Verantwortlichen abseits des Platzes gegen die fehlende Entschlossenheit der Akteure. Jupp Heynckes sah einen Auftritt ohne "Esprit", Sport-Vorstand Matthias Sammer setzte gar noch einen drauf und nannte die Einstellung seines Teams "lätschert". "Wenn Spiel oder Training ist, muss die Laterne an sein. Heute hat sie nur leicht geglimmt", so Sammer. Die Spieler auf dem Platz seien "nicht richtig gallig" gewesen.
Gegen BATE Borisov am kommenden Dienstag haben die Münchner die Chance, sich wieder alles andere als pomadig zu zeigen. Jupp Heynckes wird aus dem 27 Mann umfassenden Kader schon Spieler finden, die auf einen Einsatz brennen. 

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29. September 2012

Gute Besserung, Boris Vukcevic!

Am gestrigen Freitag verunglückte der deutsche U21-Nationalspieler und Angreifer von der TSG 1899 Hoffenheim Boris Vukcevic bei einem Verkehrsunfall. Auf dem Weg zum Training kollidierte sein Fahrzeug mit einem 40 Tonnen schweren LKW. Vukcevic erlitt schwere Kopfverletzungen und musste nach einer Not-Operation ins künstliche Koma versetzt werden. Laut Vereinsangaben ist der Zustand des 22-Jährigen nachwievor "kritisch".
Trotz dieser Bürde entschieden sich die Hoffenheimer, heute am 6. Bundesliga-Spieltag gegen den FC Augsburg anzutreten - und zwar für Boris Vukcevic. Neben Doppel-Haltern mit dem Konterfei des Verunglückten und Bannern mit Genesungswünschen, zeigten auch die Augsburger ihre Anteilnahme und liefen mit einem eigens angefertigten T-Shirt mit dem Schriftzug "Gute Besserung, Boris" zum Aufwärmen auf den Platz. Schöne Aktion der bayrischen Schwaben für ein trauriges Ereignis. 

Alles Gute und eine rasche Genesung, Boris Vukcevic!

[Bildquelle: spox.com]

27. September 2012

Nachfolger für den "Herr der Zahlen"

Seit 1983 ist Karl Hopfner, unscheinbarster, aber nicht minder wichtiger Teil des Münchner Führungs-Dreigestirns, im Amt. Ende des Jahres wird der 60-Jährige seine Tätigkeit als Finanzvorstand niederlegen. Nach erfolgreichen Jahren mit Titeln und Triumphen, möchte Hopfner schlicht seinen Ruhestand genießen. Wer kann ihm das verwehren?
Dennoch wiegt dieser Abgang schwer. Der gelernte Betriebswirt ist  als Geschäftsführer und Finanzvorstand maßgeblich am Aufstieg des FC Bayern München zur Weltmarke beteiligt gewesen. Hopfner war es, der die Gelder zusammenhielt und verwaltete. Als er zum Team der Bayern stieß, hatte der Verein beispielsweise gerade einmal zwölf Mitarbeiter, heute sind es knapp 490. Auch der Umsatz hat sich vervielfacht: Von acht Millionen Anfang der 1980er sind es heute über 350 Millionen Euro, bei einem Gewinn von gut 10 Millionen im Gegensatz zu 100 000 Euro vor 30 Jahren. Am 31. Dezember diesen Jahres endet für den "Herr der Zahlen" nun das Kapitel Bayern München. Jedoch nicht ganz: Denn sollte der Verein es wünschen, würde er für ein anderes Amt zur Verfügung stehen - allerdings nur ehrenamtlich. 
In Hopfners große Fußstapfen wird, so gab der FC Bayern heute bekannt, Jan-Christian Dreesen treten. Im Fußballgeschäft noch unbekannt, wird er ab kommenden Jahr die finanziellen Geschicke des Rekordmeisters leiten. Der, wie Hopfner, gelernte Betriebswirt kommt von der BayernLB, wo er seit 2009 erfolgreich im Vorstand tätig war. Beispielsweise trieb der gebürtige Ostfriese die Sanierung der maroden Landesbank voran. Bei den Münchnern soll Dreesen besonders mit dem Sport-Vorstand Matthias Sammer, aber auch mit Andreas Jung, dem stellvertretenden Vorstand für Sponsoring und Vermarktung, zusammenarbeiten. Spätestens, nachdem sich Uli Hoeneß und irgendwann auch Karl-Heinz Rummenigge vollends aus dem operativen Geschäft zurückgezogen haben, werden besonders diese drei Männer für den zukünftigen Erfolg des FC Bayern als Verein, wie auch als Marke, verantwortlich sein. Zeit, von dem übrig gebliebenen Teil des Münchner Triumvirats gründlich eingearbeitet zu werden, um diese Bürde zu tragen, ist jedenfalls vorhanden. Denn bis sich die angesprochenen Hoeneß und Rummenigge wirklich zurückziehen, werden noch so einige Tage ins Land ziehen. Bis dahin kann es sich der 45-Jährige schon einmal auf der Tribüne neben den beiden Chefs gemütlich machen. Denn auch an diesen - neuen - Anblick wird man sich erst gewöhnen müssen.

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26. September 2012

Bayern bringen Wölfe zum Heulen

Zwei Männer standen beim ersten Flutlichtspiel der laufenden Bundesliga-Saison besonders im Fokus: Der ehemalige Münchner Ivica Olic, nun ein Wolfsburger, und Mario Mandzukic, letzte Spielzeit noch in der VW-Stadt aktiv und heute Stürmer bei den Roten. Während Olic, wie beinahe alle seine Teamkameraden, eine maue Leistung brachte, gelangen Mandzukic zwei Tore, die zum ungefährdeten 3:0-Sieg seiner Münchner Bayern beitrugen. 
Wie zuletzt warf Trainer Jupp Heynckes die Rotationsmaschine an: Javi Martínez feierte sein Startdebüt in der Bundesliga, auf der linken Offensivseite wirbelte wieder Franck Ribéry und im zentralen Mittelfeld durfte Xherdan Shaqiri anstelle von Toni Kroos wirken. Bereits nach einigen Minuten schepperte es in der Arena: Jedoch traf Bastian Schweinsteiger zweimal nur den Pfosten des Wolfsburger Gehäuses. Nach knapp 25 Minuten hatte der 27-Jährige glücklicherweise mehr Erfolg: Nach einer tollen Hereingabe von Ribéry vollendete der Chef im Münchner Mittelfeld zum 1:0. Es war Schweinsteigers 3. Saisontor. Die beinahe dramatische letzte Saison scheint vollends vergessen. Aufgrund der schwachen Chancenauswertung der Bayern blieb es bis zur Pause beim 1:0. Manuel Neuer bekam bis dato übrigens keinen Ball gefährlich aufs Gehäuse. Der chronisch unterbeschäftigte Torhüter konnte sich somit ungestört spannenderen Dingen, wie Fans zuwinken oder Grashalmzählen widmen.
Glaubt man SKY-Experte Hasan Salihamidzic muss es in der Kabine der Wölfe ein Magath'sches Gewitter gegeben haben. Denn in der zweiten Hälfte kam es tatsächlich zu einigen Angriffen der Wolfsburger. Jedoch änderte dies nichts an der Dominanz des Heimteams. Nach knapp einer Stunde holte die Elf von Heynckes das nach, was sie in den Minuten davor verpasste: Nach einer tollen Flanke Shaqiris brauchte Mandzukic nur noch zum 2:0 einnicken. Einige Minuten später besorgte der Kroate das 3:0 nach Vorarbeit von Kapitän Lahm. Das Kopfballungeheuer rangiert somit auf dem ersten Platz der Torjägerliste mit fünf Treffern aus fünf Spielen. Kurz darauf verließ der Ex-Wolfsburger allerdings den Rasen. Für ihn kam Claudio Pizarro in die Partie, welcher mit diesem Einsatz fortan der Ausländer mit den meisten Bundesliga-Partien (337) ist. Leider konnte der Peruaner sein Jubiläum nicht mit einem Treffer krönen: Diego Benaglio verwehrte ihm den Torjubel mit einer glänzenden Fußabwehr in der letzten Minute. Somit blieb es bei einem soliden und ungefährdeten Sieg der Münchner gegen schwache Wolfsburger, die, trotz hohen Investitionen, ihrem Anspruch auf einen internationalen Rang hinterher jaulen. 
Trotz des Dienstagabends fanden sich in der Arena am Kurt-Landauer-Weg 71 000 Zuschauer ein. Beinahe untypisch für manche Heimspiele im Stadion der Münchner gaben sie bereits nach einigen Minuten Szenenapplaus. Grund hierfür war besonders Xherdan Shaqiri. Der für Toni Kroos in die Mannschaft gerückte Schweizer zeigte, wie schon bei seinen Einsätzen zuvor, eine engagierte Leistung. Flink und mit einer Power des Duracel-Hasen ausgestattet, war Shaqiri beinahe überall im Offensivbereich zu finden. Mal agierte er über die rechte Flanke, dann versorgte er seine Mitspieler von der Zehner-Position und ab und an dribbelte der Jungspund über links. Von hier aus bereitete er gewitzt den Treffer Mandzukic' vor, der aufgrund der tollen Flanke, nur noch einnicken musste. Bei wahrscheinlich jeder Mannschaft in der Bundesliga wäre der 20-Jährige im Besitz eines Stammplatzes. Mit seiner unwiderstehlichen und vor allem unnachahmlichen Art ist er dennoch auch für das Bayern-Spiel enorm wertvoll. Besonders, da er eine Spielart an den Tag legt, die sonst keiner im Offensivbereich der Münchner pflegt. Er kopiert weder Robben, Müller noch Kroos, sondern fasziniert mit einer Eigenart, die dem Spiel der Bayern unheimlich zu Gute kommt. Auch deshalb, trotz der zwei Tore von Top-Torjäger Mario Mandzukic, war "Kraftwürfel" Shaqiri gestern der stärkste Münchner. 

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25. September 2012

"Fußball 2000" im Jahr 2012

Die Frankfurter Eintracht könnte mit einem Sieg in der heute Abend stattfindenden Partie gegen Borussia Dortmund endgültig zum Bayern-Jäger Nummer Eins und zur absoluten Überraschungsmannschaft der noch jungen Saison aufsteigen. Mit erfrischendem Offensivfußball hält das Team von Trainer Armin Veh hartnäckig Anschluss an den FC Bayern. Derzeit rangieren die Hessen mit vier Siegen aus den ersten vier Partien nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses auf dem zweiten Rang der Bundesligatabelle. 
Herausragender Akteur der Frankfurter und somit stark mitschuldig am Erfolg ist Takashi Inui. Technisch beschlagen und mit einer hervorragenden Übersicht  ausgestattet, ist der junge Japaner einer der Gründe, warum derzeit so viele Anhänger der SGE nach Jahren des Leidens ins Schwärmen geraten. Erinnerungen an den "Fußball 2000", welchen die Eintracht vor 20 Jahren unter Dragoslav Stepanovic spielte, werden wach. Das bittere Ende dieser grandiosen Saison mit den Stars Jörn Andersen, Anthony Yeboah und Uwe Bein, war die am letzten Spieltag verpasste Meisterschaft. In besagter Saison gewann die Eintracht die Partie gegen Borussia Dortmund im heimischen Waldstadion übrigens mit 3:0.
Gegen den amtierenden Deutschen Meister wäre Trainer Armin Veh dagegen bereits mit einem Punkt zufrieden: "Geben sie mir jetzt einen Punkt aus dem Spiel. Das unterschreibe ich", so der 51-jährige Übungsleiter auf der gestrigen Pressekonferenz. Gegen eine dreifache Punktausbeute hätten er und der Rest des Vereins aber sicherlich auch nichts einzuwenden.

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23. September 2012

Der Müller machts

Rumgeschlurpt, Ball verstolpert, Schuss so sehr am Tor vorbei gesetzt, dass er beinahe die Eckfahne geküsst hätte. Als es aber dann drauf ankam war er da - und zwar besser denn je! Knapp eine Stunde wurstelte Thomas Müller im Bayern-Mittelfeld umher. Ein jeder Betrachter der gestrigen Partie gegen den FC Schalke 04 wunderte sich, warum Jupp Heynckes nicht den mit den Hufen scharenden Xherdan Shaqiri in die Begegnung warf. Es schien, als sei der 22. September für Müller ein gebrauchter Tag. Kaum eine halbe Stunde später war der schlaksige Außenstürmer der gefeierte Held. 
Doch der Reihe nach. Neben dem angesprochenen Müller agierten im Mittelfeld Toni Kroos, Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger und Luiz Gustavo im Mittelfeld. Als einzige Spitze versuchte sich Mario Mandzukic. Die Verteidigung bestand aus den gleichen Akteuren wie beim 2:1-Erfolg gegen Valencia am vergangenen Mittwoch. Die Münchner waren in der ersten Halbzeit spielbestimmend. Wie zuletzt dominierten sie das Geschehen, hatten teilweise zwei Drittel Ballbesitz, erzwangen allerdings keine zwingenden Chancen. Mal scheiterte Kroos an Lars Unnerstall, dann bekam Mandzukic eine Flanke nicht auf das Tor gedrückt. Auch Robben, gestern ansonsten mit einer guten Partie, scheiterte vor dem Schalker Gehäuse. Nicht zwingend an den Verteidigern Papadopoulus oder Matip, vielmehr an seinem rechten Fuß, der im Gegensatz zu seinem linken Pendant nicht mit der typisch Robben'schen Abschlussstärke gesegnet ist. So verabschiedeten sich beide Mannschaften mit einem 0:0 in die Pause. 
Sorgen, dass die Begegnung ein lauer - und vor allem langweiliger - Herbstkick werden könnte, machten vor dem TV-Gerät die Runde. Auch sammelten sich Zweifel, warum Bayern-Coach Heynckes nicht endlich reagierte und Wechsel im Offensivbereich vornahm. Glücklicherweise unterließ er es, denn die auf dem Platz gebliebenen Bayern-Spieler zeigten in der zweiten Hälfte eine engagiertere Partie. Besonders Thomas Müller sprühte nun vor Tatendrang. Mit einem filigranen Pass leitete er die 0:1-Führung der Münchner durch Toni Kroos gegen den FC Schalke 04 ein. Kaum 180 Sekunden später ließ der schlaksige Außenstürmer selbst einen Treffer folgen: Den Schalker Christian Fuchs frech getunnelt und robust gegen Julian Draxler den Ball behauptet, schob Müller mit der Pike unhaltbar zum 0:2 ein. In der Folge hätten Robben sowie Müller die Partie frühzeitig entscheiden können, doch fehlte beim Abschluss die letzte Präzision. Für die letzten Minuten kamen Javi Martínez und Anatolij Timoschtschuk noch zu Einsatzminuten, um die Führung über die Zeit zu bringen. Das gelang: Die Bayern gewannen, dank zweier toller Momente von Thomas Müller mit 2:0 auf Schalke und eroberten sich die Tabellenführung von Eintracht Frankfurt zurück. Müller rangiert nun mit vier Treffern und vier Vorlagen aus ebenso vielen Spielen auf dem ersten Platz der Torschützenliste. Vor der Saison war man sich nicht sicher, ob und wo der 23-Jährige auf dem Feld agieren wird. Doch getreu der van Gaal'schen Feststellung, dass ein Müller immer spiele, absolvierte der Offensivmann alle vier Bundesliga-Partien über 90 Minuten. Egal wer kommt (oder schon da ist): Thomas Müller steht tatsächlich immer auf dem Platz - und das ist auch gut so. Mit seinem unvorsehbaren und unausrechenbaren Angriffsspiel sowie seiner wieder gewonnenen Leichtigkeit ist Müller der derzeit wohl wichtigste Stein im Münchner Offensiv-Mosaik. 
Neben der Euphorie um den Torschützenkönig der WM 2010 darf jedoch ein Mann nicht vergessen werden: Toni Kroos. Seit Wochen befindet sich der 22-Jährige in blendender Verfassung. Auf der Position des Spielmachers blüht Kroos, der zuvor phasenweise lethargisch wirkte, immer mehr auf. Neben tollen Pässen und starkem Einsatz sucht der Nationalspieler immer mehr den Abschluss. Vier Treffer in den letzten vier Partien sprechen für sich. 

Für die Mannen um Philipp Lahm geht es bereits am kommenden Dienstag gegen den VfL Wolfsburg. Die Schalker, die mal wieder zeigten, dass Meisterschaftsambitionen fernab jeglicher Realität sind, treffen auf die von Thomas Tuchel trainierten Mainzer. Huub Stevens fasste die Partie kurz und schlüssig nach Schlusspfiff zusammen. Auf die Frage, ob die Schalker mit den Bayern auf Augenhöhe seien, antwortete der  Niederländer nur: "Da muss ich lachen. Die sind noch weit vorne und das stellen sie auch jedes Mal wieder unter Beweis." Weit vorne trifft zu: Nach erst vier Spieltagen trennen beide Vereine in der Tabelle bereits fünf Punkte. 

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20. September 2012

Erfolgreicher Start auf Europas Bühne

Der Start in die Champions League-Saison 2012/13 ist geglückt! In einem einseitigen Spiel gewann der FC Bayern München am gestrigen Mittwochabend gegen den CF Valencia mit 2:1. Die Treffer erzielten Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos, für die Katalanen traf der ehemalige Bundesliga-Profi Nelson Valdez.
Trainer Jupp Heynckes, der neuerdings gefallen am Rotieren gefunden hat, schickte neben Claudio Pizarro auch Franck Ribéry und Arjen Robben von Beginn an auf den Platz. Javi Martínez feierte zudem sein Startelf-Debüt neben Schweinsteiger auf der Doppel-6. Hierfür nahmen die gegen Mainz stark aufspielenden Thomas Müller, Xherdan Shaqiri und Mario Mandzukic sowie Luiz Gustavo zunächst auf der Bank Platz. Bereits früh machten die Münchner den Valencianos klar, dass es für sie in der heimischen Arena nichts zu holen gibt. Gekonnt ließen sie die ersten 30 Minuten das Team von Mauricio Pellegrino, der vor elf Jahren den entscheidenden Elfmeter gegen Oliver Kahn im Champions League-Finale verschoss, nicht vor das eigene Gehäuse kommen. Zudem dominierten die Bajuwaren das Mittelfeld: Teilweise bis zu 70% Ballbesitz sprechen eine eindeutige Sprache. Trotz des ackernden Claudio Pizarro im Sturmzentrum verpassten es die Münchner allerdings, früh in Führung zu gehen. Einem Tempodribbling Franck Ribérys über links war es zu verdanken, dass Bastian Schweinsteiger, nach Anspiel von Robben, überhaupt erst zu einer Schusschance kam und das wichtige 1:0 markierte. Für den 27-Jährigen war es der dritte Pflichtspieltreffer in Folge. 
Nach dem Seitenwechsel brachte Heynckes Müller für Ribéry, der mit einer Oberschenkelblessur passen musste. Sein Einsatz gegen Schalke 04 am Samstag ist unsicher. Mit der Führung im Rücken schalteten die Bayern einen Gang zurück. Sie verwalteten die Partie und ließen, wegen einigen Unachtsamkeiten in der Verteidigung, Valencia zu einigen Chancen kommen. Toni Kroos war es schließlich, der mit einem wunderbaren Distanzschuss eine Viertelstunde vor Ende der Partie zum vorentscheidenen 2:0 traf. Scheinbar, denn die Münchner machten es nochmals spannend: Der eingewechselte Nelson Valdez, früher unter anderem bei Werder Bremen und Borussia Dortmund unter Vertrag, brachte die Katalanen mit seinem 2:1-Anschlusstreffer nochmals heran. Kurz vor Schluss starteten die Münchner über Robben nochmals einen Angriff, dieser wurde im Sechzehner von den Beinen geholt, der bis dahin nicht immer glücklich agierende Schiedsrichter Aydinuns entschied folgerichtig auf Elfmeter. Mario Mandzukic, mit bisher sechs Toren in fünf Spielen, vergab mit einem pomadigen Schuss. Kurz darauf bließ Aydinius in seine Pfeife und beendete die Begegnung.
Bei den Bayern, die trotz der angesprochenen Rotation einen eingespielten Eindruck machten, stach vor allem der zuvor oft gescholltene Toni Kroos heraus. Nicht so dynamisch wie seine Hintermänner Schweinsteiger und Martínez, aber dafür mit viel Kreativität und Weitsicht agierend, dirigierte er das Offensivspiel. Sehr sehenswert zudem sein Treffer zum 2:0. Man merkt, dass sich der Greifswalder auf der "10" am wohlsten fühlt. Von der oftmals vorherrschenden Lethargie war zumindest gestern beim 22-Jährigen nichts zu sehen. Ebenfalls sehr eindrucksvoll war das Zusammenspiel zwischen Martínez und Schweinsteiger. Via TV waren keinerlei Abstimmungsschwierigkeiten zu erkennen - im Gegenteil: Beide ergänzten sich blendend. So konnte Schweinsteiger sich oftmals ins Offensivspiel der Münchner einschalten, während der Baske defensiv absicherte. Hervorragend auch Martínez' Tacklings und Grätschen, die sehr an den früheren Kapitän Mark van Bommel erinnerten.
Dem aufmerksamen Zuschauer fiel zudem noch etwas auf: Arjen Robben, früher als Egomane verschriehn, spielte mannschaftsdienlich wie selten. Immer wieder beteiligte er sich am Defensivspiel, half einige Male Philipp Lahm aus und ermöglichte dem Kapitän somit einige Vorstöße. Auch ließ er bei Standards und sogar beim Elfmeter seinen Mitspielern den Vortritt. Auch bei Interviews vor und nach den SPielen präsentiert sich der "neue Robben" reflektiert und besonnen. Der Holländer scheint in der Sommerpause eine Wandlung vollzogen zu haben. 

Für die Münchner verlief die laufende Saison bisher nach Maß: Im DFB-Pokal wurde gewonnen, auch die ersten Bundesliga-Spiele entschieden sie für sich. Und nun der erste Erfolg auf der Bühne Europas. So kann es gegen den FC Schalke 04 am kommenden Wochenende weitergehen. Wahrscheinlich mit einer neu formierten Startelf, wie Jupp Heynckes mit den Worten "da kann man ja auch wieder ein bisschen wechseln" bereits andeutete.

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19. September 2012

Der Weg nach Wembley beginnt

Heute Abend startet der FC Bayern München in die Gruppenphase der laufenden Champions League-Saison. Zum Auftakt wartet der vermeintlich stärkste Vorrundengegner: CF Valencia. Trainer Jupp Heynckes zählt die Katalanen sogar zu den "großen Drei" der spanischen Liga. Sie seien "eine laufstarke, gut organisierte und auch körperlich starke Mannschaft, die wie jede spanische Mannschaft noch gute Fußballer in ihren Reihen" hätte. Um sich ausreichend auf den Gegner vorzubereiten, konsultierte der frühere Coach von Real Madrid und Athletic Bilbao spanische Sportgazetten und ließ auch "die Drähte" zu alten Bekannten glühen. Philipp Lahm schätzt Valencia als den "ärgsten Konkurrenten in der Gruppe" ein, zeigt sich dennoch optimistisch. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind und um den Titel mitspielen können", so der Münchner Kapitän. 
Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass die Duelle gegen Valencia nie einfach waren. Das erste Mal trafen beide Mannschaften Ende der Sechziger aufeinander. Hier entschied Gerd Müller, nach einem 1:1 im Hinspiel, das Rückspiel mit seinem entscheidenen 1:0. Knapp 30 Jahre später gab es in der ersten Runde des UEFA-Pokals im Mestalla-Stadion eine herbe 3:0-Niederlage. Das Rückspiel gewannen die Bayern zwar durch ein Tor von Christian Ziege, schieden aber dennoch als Titelverteidiger früh aus. 1999 kreuzten sich die Wege beider Teams zum erstmals in der Champions League. In der Gruppenphase endeten beide Partien 1:1 unentschieden. Unvergessen und in den letzten Tagen vielfach erwähnt, bleibt das Champions League-Finale von 2001. Hier schrieben die Münchner Geschichte und gewannen das letzte Mal einen großen internationalen Titel. Wer erinnert sich nicht, an die spannende Partie? Den verschossenen Elfmeter von Mehmet Scholl, Effenbergs Ausgleich, die atemberaubende Verlängerung und das sensationelle Elfmeterschießen mit Oliver Kahn als glorreichen Held? 


Bei den Münchnern sind bis auf die Langzeitverletzten Mario Gomez, David Alaba und Lukas Raeder sowie die im Aufbautraining befindlichen Diego Contento und Rafinha alle Mann an Bord. Auch die am Wochenende angeschlagenen Franck Ribéry und Arjen Robben stehen im Kader. Voraussichtlich wird der Baske Javier Martínez sein Startelf-Debüt feiern und mit Bastian Schweinsteiger die Doppel-6 bilden. Ebenfalls für die internationale Saison gemeldet sind übrigens die Amateur-Kicker Leopold Zingerle,  Daniel Wein, Kevin Friesenbichler und der erst 17 Jahre alt gewordene Pierre-Emil Højbjerg.

Ein besseres Omen für den Start in eine Champions League-Saison - auf den Tag genau vier Monate nach der traumatischen Niederlage im Finale Dahoam - kann es kaum geben. Der Weg nach Wembley beginnt.

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18. September 2012

Jubiläum der Geldmaschine

Im Jahr 1955 wurde der Europapokal der Landesmeister ins Leben gerufen. Die erstplatzierten Teams aus Europa duellierten sich um den Titel der besten Mannschaft des Kontinents. 1992 wurde dieser Wettbewerb reformiert und firmierte fortan als Champions League. Die Namensänderung war jedoch nicht die einzige Änderung. Künftig durften nicht nur die Meister des jeweiligen Landes, sondern auch die zweit-, dritt- oder gar viertplatzierten, je nach UEFA-Koeffizient, am Wettbewerb teilnehmen. Statt wie in den 1980ern über neun Spieltage mit 32 teilnehmenden Mannschaften einen Sieger im K.O.-System zu ermitteln, stehen sich heute zwar ebenfalls 32 Teams, allerdings über 43 Spieltage in einer Gruppenphase samt anschließenden K.O.-Partien gegenüber. Dies hat zur Folge, dass sich die Anzahl der Spiele auf 213 verfünffacht hat, was für Fußballbegeisterte jedoch wohl kein Problem darstellen sollte.
An die sogenannten "Fleischtöpfe Europas" möchte ein jeder Verein - kein Wunder: Die UEFA zahlt insgesamt an alle teilnehmenden Vereine eine unglaubliche Gesamtprämie von 910 300 000 Euro aus. Allein für die Qualifikation für die Gruppenphase bekommt jedes Team ein Startgeld von 8,6 Millionen Euro. Jeder Sieg ist zusätzlich eine Million wert. Auch gibt es für jede erreichte Runde Zuschläge: Für das Achtelfinale etwa 3,5, das Viertelfinale 3,9 und das Halbfinale 4,9 Millionen Euro. Der Sieger des Wettbewerbs bekommt eine Zusatzprämie von 10,5 Millionen. Der Verlierer des Finalspieles immerhin noch 6,5 Millionen Euro. Dazu kommt eine von Stadionkapazität und Ticketpreisen abhängige Summe an Zuschauereinnahmen. Neben diesen Prämiengeldern wartet zusätzlich ein Marktpool mit satten 409 600 000 Euro. Die Verteilung dieser Gelder hängt vom nationalen TV-Vertrag sowie dem Abschneiden des jeweiligen Vereins ab. Der FC Chelsea kassierte zum Beispiel als Sieger von 2012 durch Prämien und den angesprochenen Marktpool knapp 60 Millionen Euro. Die Münchner Bayern, unglücklicher Zweiter im Finale Dahoam, generierten eine Summe von mindestens 45 Millionen Euro - ohne Zuschauereinnahmen. Diese dürften zusätzliche 20 Millionen in die rot-weißen Kassen spülen. 
Spätestens mit der Reformierung des Wettbewerbs vor nun mehr zwanzig Jahren ist zumindest der europäische Spitzenfußball endgültig der Kommerzialisierung erlegen. Horrende und verhältnislose Ablösesummen wurden fortan gezahlt, ebenso wie Sponsorengelder. Doch bietet die Champions League für die Hauptsponsoren der Vereine ein nahezu ideales Schaufenster zur Präsentation des Produktes. Sie werden europaweit im Stadion oder vor den TV-Geräten gesehen und haben zusätzlich eine Sonderstellung im Konkurrenzkampf des Marketings inne, da die UEFA nur ausgewählte, eigene Sponsoren sowie die Hauptgeldgeber der Vereine, welche auf dem Trikot prangern, zulässt. So muss beispielsweise der FC Bayern zu Heimspielen die Allianz-Arena in Fußball-Arena München umnennen, da jenes Versicherungsunternehmen "nur" einer von vielen Sponsoren ist. 

Heute beginnt erneut die Jagd auf die ganz großen Gelder. Hoffen wir, dass trotz der verlockenden Summen das wichtigste nicht in den Hintergrund rückt: der Fußball.

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17. September 2012

Souverän und dominant

Auch ohne Gomez, Alaba, Martínez, Ribéry und Robben in der Startelf zeigten die Münchner am vergangenen Samstag eine starke Leistung gegen den FSV Mainz 05 und gewannen 3:1. Zeitweise dominierten die Mannen von Coach Jupp Henynckes das Spiel nach belieben, was sich beispielsweise am unglaublichen Wert von 77% dokumentieren lässt. Die entzückten Vereinsoberen sahen eine im Vergleich zur Vorvorwoche auf nur einer Position veränderte Mannschaft: Für den verletzten Franck Ribéry wuselte Xherdan Shaqiri auf dem linken Flügel.
Bereits nach 120 Sekunden netzte Mario Mandzukic zum 1:0 für die Münchner ein. Für den Kroaten war es der sechste Pflichtspieltreffer im fünften Spiel. Die Vorlage kam vom seit Wochen stark aufspielenden Thomas Müller. Für ihn war es der dritte Assist der Saison. Nur zehn Minuten später klingelte es erneut im Mainzer Gehäuse. Nach einer Flanke von Holger Badstuber nickte Bastian Schweinsteiger zum 2:0 ein. Fortan schalteten die Bajuwaren mehrere Gänge in den van Gaal'schen Modus zurück und kontrollierten das Spiel, ohne unnötig Kraft zu vergeuden. 
Nach der Pause agierte das Team von Thomas Tuchel aggressiver und erspielte sich einige Strafraumszenen. Der bis dato sark spielende Dante leistete sich nach knapp einer Stunde einen Fauxpass und semmelte Julian Baumgartlinger im Sechzehner um. Den fälligen Elfmeter verwandelte der Ungar Szalai sicher. Die Mainzer verpassten jedoch weiteres Aufbäumen. Stattdessen kamen die Münchner nochmals gefährlich vor das Gehäuse von Christian Wetklo - Müller und Shaqiri scheiterten jedoch knapp. Als eigentlich bereits jeder den Schlusspfiff erwartete, zeigte der in der 76. Minute eingewechselte Javier Martínez nochmals seine Klasse. Neben einigen bereits zuvor wichtigen Ballgewinnen und Zuspielen, bereitete er das 3:1 durch Kroos in der zweiten Minute der Nachspielzeit, nach einem schönen Doppelpass mit Claudio Pizarro, mustergültig vor. Somit stand am 3. Spieltag der dritte Sieg für die Münchner endgültig fest. 
Besonders stark agierte an diesem Nachmittag Thomas Müller, welcher stets mit unvorhersehbaren und somit gefährlichen Aktionen auffiel und Tribünengast Arjen Robben vollends vergessen ließ. Auch Bastian Schweinsteiger kommt immer besser in Fahrt. Er dirigierte, war stets präsent und zeigte Torgefahr. Eigentlich wirkte er nur bei seinem Torjubel, dem angedeuteten Sprungwurf, etwas unsauber. Trotz des schönen Treffers zum 3:1 fiel die Leistung von Toni Kroos etwas ab. Wie so oft fehlte beim 22-Jährigen der Esprit und die Spritzigkeit. Bei einem solch starken Müller und den wieselflinken Shaqiri, dürfte er es schwer haben, nach der Rückkehr von Robben und Ribéry in der Mannschaft zu bleiben. Das gleiche gilt für den solide agierenden Luiz Gustavo, der in Zukunft wohl Vorliebe mit der Bank nehmen muss.

Die Bayern scheinen gut gewappnet für den Champions League-Auftakt am kommenden Mittwoch, wenn es gegen den CF Valencia in der Arena am Kurt Landauer-Weg zur Neuauflage des Finals von 2001 kommt.

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„Das war ein Spiel mit Dampf, meine Fresse!“

Was für eine tolle Begegnung! Nach fulminanten 90 Minuten gewann der SC Freiburg gegen die TSG 1899 Hoffenheim am gestrigen Sonntag mit 5:3 und feierte somit am 3. Spieltag den ersten Sieg in der laufenden Bundesliga-Saison.

Vor der Partie
Herrlicher Sonnenschein und das mit 22 800 Zuschauern gefüllte Dreisamstadion boten die beste Voraussetzung für das Badener-Derby. Diese Begegnung gab es in der 50-jährigen Bundesliga-Historie erst neun Mal. Viermal verließ der SC das Spielfeld als Sieger. Wie alle Mannschaften verzichteten auch die Freiburger und Hoffenheimer an diesem Spieltag auf Trikotwerbung. Stattdessen prangerte der Slogan der Deutschlandstiftung für Integration „Geh deinen Weg“ auf den Jerseys der Kicker. Christian Streich nahm im Vergleich zur 2:0-Niederlage gegen Leverkusen vor zwei Wochen zwei Änderungen in seinem Team vor: Für
Sebastian Freis stürmte Karim Guédé und für Vegar Eggen Hedenstad agierte Julian Schuster im defensiven Mittelfeld. „Fußballgott“ Daniel Caligiuri stand nach einem Bänderriss ebenso wieder im Kader wie Johannes Flum.

Die Highlights

Kurz nach Anpfiff sah es unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw nicht nach einem Fußballfest aus: Der SC verschlief die ersten 120 Sekunden komplett und fing sich nach einer Standardsituation das 0:1 durch den Ex-Stuttgarter Matthieu Delpierre. Der Rückstand wirkte für die Freiburger wie ein Wecksignal: Nach Chancen von Makiadi und Jendrisek folgte das 1:1 durch den Slowaken Karim Guédé. Durch diesen Treffer beflügelt, spielte bis zur Pause nur noch der SC. So folgte in der 27. Minute das 2:1 durch Maximilian Kruse per Kopf nach sehenswerter Schuster-Flanke. Das Spiel war gedreht!
Nach der Pause gelang den Kraichgauern aus heiterem Himmel der Ausgleich durch den zur Pause eingewechselten Boris Vukcevic. Oliver Sorg, der sich prinzipiell Hoffnungen auf eine Berücksichtigung bei der mittlerweile dem Bauprozess des neuen Berliner Flughafens ähnelnden Linksverteidiger-Suche im deutschen Nationalteam machen darf, sorgte mit einem Patzer für die Entstehung des Treffers. In den letzten knapp 25 Minuten ging dann alles Schlag auf Schlag: Erst netzte SC-Verteidiger Fallou Diagné nach einem katastrophalen Bock des ehemaligen Nationalkeepers Tim Wiese zur 3:2-Führung ein, dann glich Takashi Usami mit seinem ersten Bundesliga-Tor auch schon wieder aus. Cedrik Makiadi war es, der seinen SC wieder in Führung schoss: Nach einem erneuten Wiese-Patzer drosch Makiadi eine Ecke per Volley in die Maschen zum 4:3. Die Vorentscheidung war gefallen! Der eingewechselte Sebastian Freis markierte mit dem 5:3 den Schlusspunkt einer sensationellen Partie. Nicht nur die Zuschauer hielt es nun endgültig nicht mehr auf den Sitzen, auch Christian Streich entsagte sich der Coaching-Zone und sprintete mit der sogenannten „Becker-Faust“ zur Eckfahne und seinen jubelnden Spielern.

Die Fans

Die Stimmung im Dreisamstadion stand dem Wetter und der Leistung der Spieler auf dem Platz in nichts nach. 90 Minuten lang trieb besonders die Nordkurve die Mannen von Christian Streich nach vorne. Egal ob nach dem schnellen Rückstand mit „Auf geht’s Freiburg, kämpfen und siegen“, nach dem Ausgleich mit „Jetzt geht’s los“ oder kurz vor Schlusspfiff mit „Oh, wie ist das schön“: Die Anhänger boten ein vielseitiges Repertoire. Die Leistung des Schiedsrichters Felix Zwayer wurde stellenweise mit Pfiffen quittiert, etwa, als er Kruse nach einem Foul den gelben Karton zeigte, obwohl Zwayer das Spiel aufgrund der Verletzung von Jendrisek längst hätte unterbrechen müssen. Auch im Mittelpunkt und immer wieder gern mit Schmähgesängen bedacht: Tim Wiese, der, laut SC-Anhang, die „Haare schön“ hatte.

Spieler des Spiels

Wie schon am ersten Spieltag tat sich in dieser Partie besonders der slowakische Nationalspieler mit togolesischen Wurzeln Karim Guédé hervor. Unermüdlich ackerte der 27-Jährige auf dem Platz. Immer wieder ließ er sich zurück fallen, schuf somit Räume für Kruse und Schmid. Dennoch zeigte er sich Offensiv präsent und steuerte den 1:1-Ausgleich bei. Ebenso sehr stark: Torschütze und Doppel-Vorbereiter Max Kruse.

Fazit

Dieses „fantastische Spiel“ (O-Ton Babbel) hätte nicht zwingend zu Gunsten des SC Freiburg ausgehen müssen. Hoffenheims Usami scheiterte mehrfach an Oliver Baumann. Dieser ermöglichte zudem Firmino mit einem unglaublichen Fehlpass beinahe die 2:3-Führung. Auch gehen mindestens zwei Freiburger Tore auf die Kappe von Tim Wiese, der seine Arbeit als Torhüter teilweise in Slapstick-Manier verrichtete. So waren, wie Christian Streich feststellte, die Freiburger „am Ende die Glücklicheren“. Der SC Freiburg belegt nach diesem wohl bisher besten Spiel der Saison den 8. Rang in der Tabelle, Hoffenheim rangiert mit null Punkten auf dem letzten Platz. Somit holten die Breisgauer am dritten Spieltag der Saison den ersten Sieg. In einer Partie, in der man – um es mit den Worten eines Zuschauers zu sagen – „keine ruhigen fünf Minuten“ hatte. „Das war ein Spiel mit Dampf, meine Fresse!“

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[Bild: Tobias Ilg]

Auch erschienen auf fudder.de.

11. September 2012

Endlich in Rente!

Heute vor 67 Jahren erblickte Franz Anton Beckenbauer in Giesing bei München das Licht der Welt. Bereits früh kam er mit dem runden Leder in Berührung. Schnell zu höherem berufen als beim SC 1906 München zu kicken, spielte er bei den Münchner Löwen vor. Ein Mitspieler tätschelte ihm allerdings grob das Gesicht, was den damals 13-Jährigen schließlich dazu brachte, in Zukunft für die Münchner Bayern die Schuhe zu schnüren. Mit gerade einmal 18 Jahren debütierte er bei den Roten unter Trainer "Tschik" Cajkovski. Ihnen sollte er bis 1977 treu bleiben. 
Mit den Topspielern Sepp Maier im Tor und Gerd Müller im Angriff bildete Beckenbauer eine der besten und gefährlichsten Achse im Weltfußball. Mit den Bayern gelang im 1965 der Aufstieg in die Bundesliga, es folgten Meisterschaften und Pokalsiege sowie der dreifache Triumph im Landesmeister-Wettbewerb. Stets an Beckenbauers Seite bzw. vor ihm als Vorstopper spielend "Katsche" Schwarzenbeck, der ihm seine eleganten Vorstöße nach vorne und seine präzisen Außenristpässe über 50, 60 Meter erst erlaubte. Auf Beckenbauers Geheiß sollte Schwarzenbeck auch in der Nationalmannschaft vor ihm agieren. Der "Fußbauer von Gottes Gnaden" (O-Ton Sepp Herberger) hatte großen Einfluss auf den damaligen Nationaltrainer Helmut Schön, der ihm diesen Wunsch nicht abschlagen konnte. Der Erfolg gab Beckenbauer recht: Mit ihm und Schwarzenbeck wurde Deutschland 1972 Europa- und 1974 Weltmeister. Nach 13 Jahren bei den Münchnern zog es den Bajuwaren in die weite Welt zu Cosmos New York. Grund hierfür war die teilweise aggressive und im wahrsten Sinne unter der Gürtellinie stattfindende Berichterstattung der BILD-Zeitung über das Privatleben Beckenbauers. Nach nur drei Jahren kehrte er für zwei Jahre in die Bundesliga zum Hamburger SV zurück und wurde in der Nordstadt zum fünften Mal deutscher Meister. Insgesamt absolvierte "Kaiser Franz" 424 Bundesliga-Partien und erzielte 44 Tore. Den Adler auf der Brust trug er in 103 Spielen und traf dabei 14 mal ins gegnerische Gehäuse. 
1984 übernahm Beckenbauer das Amt des zurückgetretenen DFB-Trainers Jupp Derwall. Mit der deutschen Nationalelf stand er 1986 im WM-Finale gegen Argentinien. Die Revanche folgte jedoch bereits vier Jahre später, als sein Team 1990 Weltmeister wurde. Seit 1991 ist er wieder bei seinem Heimatverein, dem FC Bayern München, tätig: Mal als Vize-Präsident, Interims- und Cheftrainer, mal als Präsident, Ehrenpräsident oder Chef-Kritiker. Auch für den deutschen Fußballbund machte sich Beckenbauer nochmals verdient, in dem er die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland holte.
Heute erreicht "Kaiser Franz" das Rentenalter. Ob er somit nun tatsächlich seine vielen Arbeiten niederlegt? Vermutlich nicht. Herzlichen Glückwunsch, Franz Beckenbauer! 

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Die besten Sprüche des "Kaisers" aus 67 Jahren:

"Geht's raus und spielt's Fußball."
- Motivation a là Beckenbauer.

"Es tut mir Leid für den Rest der Welt, aber diese Mannschaft wird auf Jahre hinaus nicht zu schlagen sein."
- Chefwahrsager Beckenbauer über die dt. Nationalelf. Bereits 1992 ging das Endspiel gegen Dänemark verloren.

"Ja gut, es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage."

"Kaiserslautern wird mit Sicherheit nicht ins blinde Messer laufen."

"In einem Jahr hab ich mal 15 Monate durchgespielt."
- Das kann nur der Franz.

"Er bläst zwar wie ein Blasengel, aber das ist normal."
- Beckenbauer über Effenberg.

"Das sind alles gute Fußballer. Nur: Sie können nicht Fußball spielen."

"Ich habe mal einen Stammbaum machen lassen: Die Wurzeln der Beckenbauers liegen in Franken. Das waren lustige Familien, alles uneheliche Kinder. Wir sind dabei geblieben."
- Traditionalist Franz B.

"Das ist der Kunst der Ärzte zu verdanken. Zu meiner Zeit wäre wohl noch eine Amputation nötig gewesen."
- Bis auf eine ausgerenkte Schulter im Jahrhundertspiel 1970 gegen Italien, glücklicherweise beinahe unverletzt.

9. September 2012

Maue Chancenauswertung, fehlende Alternativen

Kaum hat die Bundesliga begonnen, schon pausiert sie wieder. Grund dafür ist ein Doppel-Länderspiel der Nationalmannschaften. Die deutsche Elf traf am vergangenen Freitag auf die Färöer-Inseln. Das Spiel wurde ohne größeren Aufwand 3:0 gewonnen. In Hannover trafen für die deutsche Elf Mario Götze sowie zweimal Mesut Özil. Für den Legionär von Real Madrid war diese Partie Balsam auf die geschundende Seele. Özil agierte frisch und agil, spielte den ein oder anderen gefährlichen Pass und erzielte, wie erwähnt, das zweite und das dritte Tor des Spiels. Joachim Löw stellte im Vergleich zu den vergangenen Spielen auf ein 4-1-4-1-System um. Das Tor hütete Manuel Neuer. In der Innenverteidigung agierten Per Mertesacker und Mats Hummels, links ersetze Holger Badstuber den Dortmunder Marcel Schmelzer, rechts verteidigte Philipp Lahm, der diese Position nun auch in Zukunft bekleiden soll. Vor der Abwehr räumte Sami Khedira ab; vor ihm von links nach rechts Marco Reus, Mario Götze und Mesut Özil sowie Thomas Müller. Als alleinige Sturmspitze versuchte sich Miroslav Klose. Dieser war der einzige echte Stürmer im Aufgebot der deutschen Mannschaft. Diese Tatsache, sowie die teilweise mangelhafte Chancenauswertung in der Partie - allein in den ersten 25 Minuten hätte es bereits 6:0 stehen können - offenbarte die derzeit prekärste Position des Nationalteams: die des Stürmers. Klose, bereits 34 Jahre alt, wird nur noch in naher Zukunft mitwirken, spätestens nach der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien ist Schluss. Mario Gomez, mit wettbewerbsübergreifend 104 Toren treffsicherster deutscher Stürmer in den letzten drei Jahren, wird fehlendes spielerisches Vermögen vorgeworfen, was ihn nicht unbedingt als bestgeeignetesten Stürmer für das Löw'sche System da stehen lässt. Die Zeit von Cacau scheint abgelaufen, Stefan Kießling hat bisher noch keine richtige Chance bekommen. Ob Mike Hanke oder Jan Schlaudraff nochmals berufen werden, deutet sich ebenso nicht an. Patrick Helmes, der vor der Europameisterschaft ins Gespräch gebracht wurde, fällt noch mindestens fünf Monate mit einem Kreuzbandriss aus. Noch ohne Länderspielerfahrung, aber bereits zu alt für die U21-Junioren sind Julian Schieber und Nils Petersen. Beide werden sich jedoch vorerst in der Bundesliga beweisen müssen. Aus den Juniorenmannschaften kämen derzeit Niclas Füllkrug von Werder Bremen, Kevin Volland aus Hoffenheim sowie der Nürnberger Sebastian Polter und Peniel Mlapa aus Gladbach in Frage. Ebenfalls eine Alternative wäre der 19-jährige Samed Yesil, der gerade von Bayer Leverkusen zum FC Liverpool in die Premier League gewechselt ist. Für sie gilt ebenfalls, sich erst in ihren Vereinen und im Ligabetrieb zu beweisen.
Gegen die Färöer war sicherlich auch die tolle Leistung des Torhüters Gunnar Nielsen von Manchester City verantwortlich dafür, dass die Torausbeute nicht im Verhältnis zu den Chancen stand. Jedoch scheint die Position des Stürmers diejenige zu sein, auf der es in absehbarer Zeit am meisten Bedarf geben wird. Angst müssen die Verantwortlichen und die Fans jedoch nicht unbedingt haben: Vor einigen Jahren gab es im Nationalteam beispielsweise kaum einen geeigneten Spieler, der für die Position des Spielmachers in Frage kam. Heute duellieren sich hier mindestens drei potenzielle Stammkräfte: Özil, Kroos und Götze. Vielleicht gilt dies ja auch in Zukunft für die Stürmerposition.

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7. September 2012

Aufgewärmte Gerüchte

Bereits Anfang des Jahres machten Gerüchte über einen möglichen Transfer des polnischen Torjägers Robert Lewandowski zu Bayern München die Runde. Nach der Europameisterschaft, einer von Borussia Dortmund abgelehnten Offerte und der Verpflichtung von Mario Mandzukic erledigten sich die Transferbemühungen beider Seiten. Zumindest vorerst. Die Spekulationen um einen Transfer des Stürmers in die bayrische Metropole wurden gestern jedoch neu entfacht - und zwar von Lewandowski selbst! Dieser äußerte, dass er offen und gesprächsbereit gegenüber einer erneuten Anfrage der Bayern sei. Eine solche sei "immer interessant, und man muss sich damit beschäftigen. Das ist ein so großer Klub". Der 24-Jährige führte fort, dass er "noch zwei Jahre einen Vertrag" besitze, was eine "lange Zeit" sei. Er müsse nicht heute entscheiden, ob er verlängere oder nicht. Der BVB versucht seit einiger Zeit den Vertrag von "Lewa" zu verlängern.
Plant Lewandowski etwa seinen Abschied von der Borussia? Neben den Bayern interessierte sich auch Manchester United für die Dienste des Knipsers. Diese haben mittlerweile jedoch Robin van Persie unter Vertrag genommen. Auf der Ersatzbank finden sich zudem klanghafte Namen wie beispielsweise Wayne Rooney und Chicharito. Ähnlich sieht es allerdings auch beim FC Bayern aus. Neben dem eigentlich gesetzten Mario Gomez, der allein in den letzten zwei Spielzeiten 54 Tore in der Liga schoss, gesellten sich in diesem Sommer Routinier Claudio Pizarro und der spielstarke und in den ersten zwei Partien stark auftrumpfende Mario Mandzukic hinzu. Bedarf es mit diesen drei Spitzen für eine Position überhaupt noch einer Lewandowski-Verpflichtung? Eher nicht - und wenn überhaupt, dann erst zur nächsten oder gar übernächsten Saison.

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5. September 2012

Die "traurige Prinzessin"

Freistoß. Ein Mann läuft zum Ball. Er legt diesen punktgenau auf die Grasnarbe. Nimmt maßgeschneiderte fünf Schritte Anlauf und spreizt die Beine. Nachdem Ronaldo den Pfiff des Schiris abwartet, sprintet er dem Ball entgegen, feuert ihn auf das gegnerische Tor, trifft und jubelt frenetisch.
Kaum einer kennt diese Art von Szene nicht. Zu oft konnte man sie bereits in den Stadien sehen. Cristiano Ronaldo: Ein Exzentriker per excellence auf dem Fußballfeld, allerdings auch ein sehr guter Kicker. Ronaldo, Jahrgang 1985, errang englische und spanische Meisterschaften, Pokal- und Champions League-Siege mit Manchester United und Real Madrid. Er erhielt die Auszeichnungen Fußballer des Jahres in England, wurde Europas Fußballer des Jahres und Weltfußballer. Ronaldo wurde Torschützenkönig und Gewinner des Goldenen Schuhs. In den letzten drei Spielzeiten für Real Madrid schoss er knapp 150 Tore. Die ersten Gehversuche des Portugiesen erfolgten bei Nacional Funchal; mit 12 Jahren dann der Wechsel zu Sporting Lissabon. Bei einem Testspiel der Leões gegen Manchester United brillierte Ronaldo so sehr auf den Flügeln, dass sich der Coach der Red Devils Sir Alex Ferguson verpflichtet sah, diesen Mann unter Vertrag zu nehmen, um somit einen Nachfolger für den nach Madrid abgewanderten David Beckham zu formen. Der Transfer des Mannes mit der Nummer 7, welche bereits Größen wie Best, Cantona und eben jener Beckham vor ihm trugen, erwies sich als Volltreffer. Ronaldo sollte bald in einem Atemzug mit den zuvor erwähnten ManUnited-Legenden genannt werden. Real Madrid beäugte die Entwicklung des beidfüßigen Dribblers intensiv. Bereits zwei Jahre nach seinem Wechsel zu Manchester versuchten die Madrilenen Ronaldo abzuwerben. Doch sollte es ihnen erst 2009 gelingen - mit dem unglaublichen Rekordablösebetrag von 94 Millionen Euro. Ronaldo füttert allerdings nicht nur die Inhalte der Sportmagazine. Vermehrt berichten Boulevardblätter über seine Frauengeschichten, seinen Reichtum, seine Prollerei, sein uneheliches Kind, gar über seinen alkoholkranken Vater, welcher an den Folgen der Sucht starb. Statt im Flutlicht, sonnt er sich gerne mal in der Sonne der Kanaren; statt mit dem Teambus die Mautstationen Spaniens zu passieren, braust er gerne mit dem Ferrari über die Straßen und statt dem Trikot von Real trägt er gelegentlich nur eine Unterhose eines bestimmten Designers. All das gehört zu seinem Glamourleben.
Um die Gazetten auch in der Länderspielpause zu füllen, hat sich der 27-Jährige nun etwas ganz besonderes ausgedacht. Er sei aus gewissen Gründen sehr traurig. Man könne über alles reden. Kaum waren diese Worte gesprochen, überschlugen sich die Fachgazetten: Verlässt Ronaldo die "Königlichen? Wechselt er zu Manchester City oder zu Paris St. Germain? Angeblichen bereiten die Citizens bereits eine 120 Millionen Euro-Offerte, mit einem Wochengehalt von über 250 000 Euro vor. Doch Geld spiele bei seinen Beweggründen keine Rolle: "Ich werde beschuldigt, mehr Geld zu wollen, aber eines Tages wird sich herausstellen, dass dies nicht der Fall ist", so der Halbstürmer via Facebook. Vermutlich wird der Portugiese schlussendlich bei Real bleiben. Ihm war wohl nur die gestiegene Aufmerksamkeit für Mourinhos Wunschneuzugang Luka Modric etwas zu viel geworden. Der kroatische Mittelfeld-Star dominierte in den letzten vier Wochen aufgrund seines komplizierten Transfers die Schlagzeilen der Sportblätter in ganz Europa. Eines muss man der "traurigen Prinzessin", wie einige spanische Medien Ronaldo nannten, jedoch lassen: Er weiß es verdammt gut, sich in Szene zu setzen.

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4. September 2012

Der Transferwahn und seine Grenzen

Der Transfermarkt schien schon abgegrast, da schlug Zenit St. Petersburg noch einmal richtig zu. Neben dem belgischen Nationalspieler Axel Witsel, der für 40 Millionen von Benfica Lissabon kommt, wechselt auch Ausnahmestürmer Hulk nach Russland. Satte 55 Millionen legt Zenit für den jungen Brasilianer auf den Tisch, ermöglicht durch das Verhandlungsgeschick von Dietmar Beiersdorfer, nicht zuletzt aber auch aufgrund von vielen, vielen Gazprom-Dollars. Hulk war sich eigentlich vor einigen Wochen bereits mit Chelsea über einen Wechsel einig, jedoch zerschlug sich der Transfer an den unterschiedlichen Ablöseforderungen. Der FC Porto untermauert nicht zuletzt mit diesem Verkauf seine Spitzenposition als Ausbildungsverein: Der 25-Jährige ist mittlerweile der 21 Verkauf seit 2001, bei dem eine Ablösesumme von mindestens zehn Millionen Euro generiert wurde.  
Im Transfersummen-Wahnsinnsspiel auf Platz zwei vor St. Petersburg rangiert ebenfalls ein Russe: Roman Abramowitsch und sein FC Chelsea. Seit seiner Übernahme im Jahr 2003 hat der russische Oligarch knapp eine Milliarde Euro in den Klub investiert. In diesem Sommer kamen noch einmal gute 100 Millionen Euro hinzu. Unter anderem wechselten Lucas, Eden Hazard und der ehemalige deutsche Nationalspieler Marko Marin an die Stamford Bridge.
Unangefochten auf Platz Eins thront in Sachen Transferausgaben in diesem Sommer mit knapp 150 Millionen Euro Paris St. Germain. Für diese Summe, Handgelder und Jahresgehälter nicht mit eingerechnet,  lotste der Verein unter anderem Zlatan Ibrahimovic, Thiago Silva, Lucas und Ezequiel Lavezzi in die französische Hauptstadt. Der erste Erfolg ließ jedoch lange auf sich warten: Erst am vierten Spieltag gelang der erste Sieg in der laufenden Saison. 
Den Preis für die meisten Transfers in kürzester Zeit bekommt Manchester City. Hatten die Engländer am 31. August nur einen neuen Spieler unter Vertrag genommen, schlugen sie in den letzten sechs möglichen Transferstunden noch einmal zu wie am Wühltisch während des Sommer-Schluss-Verkaufs. Neben Torhüter Richard Wright, schlossen sich noch Scott Sinclair, Matija Nastasi, Javi García und der brasilianische Rechtsverteidiger Maicon den Citizens an.
Die in Deutschland gezahlten Transfersummen sind dagegen beinahe lächerlich: Mal überwies Borussia Dortmund 17 Mio für Marco Reus, mal Borussia Mönchengladbach 15 Millionen für Luuk de Jong. Nur der FC Bayern München entschied sich in dieser Wechselperiode für eine "verrückte Sache" (O-Ton Matthias Sammer) und überwies 40 Millionen Euro für die Dienste des Mittelfeldspielers Javier Martínez von Athletíc Bilbao. Jedoch fußen all die von Bundesligisten getätigten Transfers auf einem gesunden wirtschaftlichen Fundament - im Gegensatz zu den Wechselspielen der englischen, französischen und mittlerweile auch russischen Vereine. Statt sich wie auf der Spielkonsole Fußballspieler einzukaufen und diese mit Millionen aus den Geldbörsen von Scheichs und Oligarchen zu bezahlen, finanzieren deutsche Vereine ihre Einkäufe aufgrund soliden und klugen Wirtschaftens. Das Projekte à la Manchester City oder Paris St. Germain schiefgehen können, zeigt das Beispiel des FC Málaga. Der ehemalige Eigentümer Scheich Al Thani zog sich nach mehreren teuren Einkäufen vor Beginn dieser Spielzeit zurück und hinterließ einen hochverschuldeten Klub. Nur durch die lukrativen Verkäufe von Santi Cazorla oder Rondón sowie den Abgängen von den Top-Verdienern Joris Mathijsen und Ruud van Nistelrooy konnte eine Pleite abgewendet werden.

In der deutschen Fußball-Bundesliga sind solche Vereinskäufe nicht möglich. Die sogenannte 50+1-Regel, ein Paragraph im Regelwerk der Deutschen Fußball-Liga verhindert, dass Kapitalanleger die Stimmenmehrheit bei Kapitalgesellschaften, in die so manche Fußballvereine ihre Profimannschaften mittlerweile ausgegliedert haben, übernehmen. Welch' ein Glück, dass wenigstens der deutsche Profi-Fußball dem Transferwahnsinn noch Grenzen setzt. 

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3. September 2012

20 Minuten auf Weltklasseniveau

Den Münchnern gelang auch am zweiten Spieltag ein Sieg: Gegen den VfB Stuttgart gewannen die Roten mit 6:1. Für den Südschlager nahm Trainer Jupp Heynckes bei der Startaufstellung zwei Änderungen vor: Für Frank Ribéry musste der Schweizer Wirbelwind Xherdan Shaqiri auf der Bank Platz nehmen. Den erkrankten Arjen Robben ersetzte Bastian Schweinsteiger. Für den defensiven Mittelfeldmann war es der erste Einsatz von Beginn an in einem Pflichtspiel seit der Niederlage im Champions League-Finale am 19. Mai diesen Jahres.
Die Bayern starteten holprig. Erst parierte Manuel Neuer in Weltklasse-Manier einen Schuss von Stuttgarts Angreifer Harnik, kurz darauf war es wieder der Österreicher, der auf das Bayern-Gehäuse drosch. Dieser Versuch landete im Netz, die Schwaben führten mit 0:1. Dieser Treffer stellte sich als Startschuss für ein wahres Offensiv-Feuerwerk der Münchner heraus. Binnen nicht einmal 20 Minuten netzten die Bayern sechs Mal in das Tor von Sven Ulreich ein. Den Anfang machte der frisch wirkende Thomas Müller. Es folgten Toni Kroos und Luiz Gustavo, der eine engagierte Leistung im Mittelfeld bot, mit sehenswerten Distanzschüssen. Nach der Pause war es Mario Mandzukic, der nach Müller-Vorlage einschob. Das 5:1 durfte die Nummer 25 wieder selbst beisteuern: Nach Flanke von Mandzukic nickte Müller vor dem etwas kleineren Ribéry ein. Den Schlusspunkt nach 51 Minuten setzte Bastian Schweinsteiger: Nach einer butterweichen Flanke von - richtig! - Thomas Müller brauchte der 28-Jährige nur noch seinen Kopf hinhalten. Schweinsteiger absolvierte bis zu seiner Auswechslung in der 77. Minute eine gute Partie auf der Doppelsechs. Mann des Tages war allerdings ein anderer: Thomas Müller erzielte nicht nur zwei Tore selbst, sondern gab bei zwei Buden zudem die Vorlage. Ein Sahnetag für den in Weilheim geborenen Offensivmann, der mit solchen Leistungen aus der ersten Elf derzeit nicht wegzudenken ist. In die Startformation möchte auch Neuzugang Javier Martínez. Auf der Bank verfolgte der Baske sichtlich begeistert das Treiben seiner neuen Kollegen. Eine knappe Viertelstunde vor Spielschluss durfte auch er sich endlich auf dem Platz beweisen. Für seinen zukünftigen Partner im defensiven Mittelfeld eingewechselt, wurde er frenetisch von den 71 000 Zuschauern in der Allianz-Arena empfangen. Beinahe jeder Ballkontakt des Geburtstagskindes wurde bejubelt und Martínez-Sprechchöre hallten durch das große Rund. Ein besseres Geburtstagsgeschenk hätte sich der 24-Jährige wohl nicht vorstellen können. Nur wenige Minuten auf dem Platz genügten, um zu sehen, welchen Wert Martínez in Zukunft für das Münchner Mittelfeld haben könnte. 
Besonders hier herrscht bei den Münchnern ein Überangebot: Konkurrenz belebt das Geschäft. Sind alle Spieler in einer solchen Verfassung wie am gestrigen Sonntag, wird es Jupp Heynckes sehr schwer haben, sich für fünf Spieler für die Startformation im Mittelfeld zu entscheiden.

1. September 2012

Glücksfeen mit Fingerspitzengefühl

Der ehemalige Top-Spieler von Manchester United Denis Law, die Milan-Legenden George Weah und Ruud Gullit sowie Italo-Star Fabio Cannavaro bescherten den Münchnern eine erfüllbare Champions League-Vorrundengruppe. Im ersten Spiel treffen die Bayern auf den CF Valencia. Bei dieser Paarung werden Erinnerungen an den letzten großen Titel auf internationaler Bühne wach, als der FC Bayern gegen die Spanier im Jahr 2001 die Champions League gewann. Die von Mauricio Pellegrino trainierten Katalanen verpflichteten für die neue Saison unter anderem die Spieler Aly Cissokho, Fernando Gago und Sergio Canales. Mit ihnen soll in der neuen Saison der dritte Platz hinter dem dominierenden Duo Real Madrid und der FC Barcelona angestrebt werden. Ein weiterer Konkurrent um den Einzug ins Achtelfinale ist der OSC Lille. Den schmerzhaften Abgang von Offensivmann Eden Hazard versuchen die Franzosen mit Solomon Kalou zu kompensieren. Ebenso neu ist der offensive Mittelfeldspieler Marvin Martin. Auch im Kader steht der französische Rechtsverteidiger Mathieu Debuchy, an dem in der vergangenen Transferperiode angeblich auch die Bayern interessiert waren. Last but not least der weißrussische Vertreter BATE Borisov. Der wohl bekannteste Name im Team des Rekordmeisters ist Aliaxandr Hleb, der unter anderem für den VfB Stuttgart und den VfL Wolfsburg in der Bundesliga die Stiefel schnürte. 
BATE, was für Borisov Automobil- und Traktor-Elektronik steht, dürfte als Außenseiter in dieser Gruppe gelten. Zu schwach ist das Team von Viktor Goncharenko im Gegensatz zu den anderen Vereinen. Die Katalanen aus Valencia sowie Lille dürften sich einen heißen Kampf um Platz zwei in dieser Gruppe liefern. Hier wird wohl das direkte Duell dieser beiden Teams den zweiten Achtelfinalkandidaten ermitteln, da der Gruppensieg scheinbar für die Münchner reserviert scheint. Sollten die Bayern ihre gute Frühform in der noch jungen Saison bestätigen, dürfte die Qualifikation des Vizemeisters der Bundesliga für die Runde der sechzehn besten Mannschaften in Europa nur Formsache sein. Zu den bisher aufgelaufenen Akteuren bei den Münchnern stoßen noch die Verletzten Alaba, Schweinsteiger und Gomez sowie Neuzugang Javi Martínez, der nach einigen Wochen Eingewöhnungszeit mit großer Sicherheit einen Platz in der ersten Mannschaft finden wird. Die Verantwortlichen sehen es ähnlich. Matthias Sammer sieht in der Gruppe "ein mittelschweres Los". Die Zielstellung sei klar definiert: "Wir wollen in die nächste Runde - und zwar als Erster", so der Sport-Vorstand. Trainer Jupp Heynckes sieht es etwas vorsichtiger. Es sei "eine machbare Gruppe - auf dem Papier".
Die Losfeen verrichteten - zumindest für den FC Bayern - einen guten Job. Somit ist die Grundlage gelegt, um den Henkelpott aus London zurückzuholen!

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