30. August 2012

Es ist vollbracht!

Es ist vollbracht: Nach monatelangem Tauziehen gab der FC Bayern München gestern die Verpflichtung des spanischen Nationalspielers Javier Martínez bekannt. In den letzten Wochen war der junge Spanier wahrscheinlich der meist diskutierteste Fußballer in Deutschland. Kaum ein Experte (bzw. jemand der sich dafür hält), Trainer, Spieler oder Funktionär äußerte sich nicht zum anstehenden "Rekordtransfer", egal ob sie Lothar Matthäus, Thomas Berthold, Bernd Schuster oder weiß-der-Kuckuck-wie hießen. Martínez, der die stolze Summe von 40 Millionen Euro kostet und somit Mario Gomez als Rekordtransfer bei den Münchnern und Edin Dzeko in der Bundesliga ablöst, unterschrieb nach dem obligatorischen Medizincheck einen bis 2017 datierten Vertrag.
Der Baske, der sich mit seinen jungen Jahren Welt- und Europameister nennen darf und bereits 201 Partien in der Primera División absoviert hat, entschied sich schon kurz nach bekannt werden der ersten Offerte für einen Transfer in die bayrische Landeshauptstadt. Für die Realisierung des Transfers verzichtet Martínez wohl sogar auf bis zu zehn Millionen Euro Gehalt. Der FC Bayern sei für ihn "eine der zwei, drei besten Mannschaften der Welt". Somit waren die Verhandlungen mit dem Spieler recht zügig abgeschlossen, jedoch aber nicht mit seinem ehemaligen Verein Athlétic Bilbao. In Person des Präsidenten Urrutia demonstrierten die Basken Sturheit in Reinform. Man wolle den Spieler nicht abgeben und keinesfalls mit dem FC Bayern verhandeln. Doch eine sogenannte "Buy-Out-Klausel" im Vertrag des 23-Jährigen machte einen "komplizierten Transfer" (O-Ton Rummenigge) möglich. Neben den Anstrengungen von Matthias Sammer, Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner, der unter der Woche seinen 60. Geburtstag feierte, ist es wohl besonders Justitiar Dr. Michael Gerlinger zu verdanken, dass sich Martínez selbst  - ausgestattet mit einem 40 Millionen Euro Scheck - beim spanischen Fußballverband freikaufen und somit seinen Traum, wie er später via fcb-TV sagen wird, verwirklichen konnte. Auch die Münchner geizten bei der Vorstellung ihres neuen Sechsers, der in der Arena am Kurt-Landauer-Weg zukünftig mit der Nummer 8 auflaufen wird, nicht mit Komplimenten: Trainer Jupp Heynckes, der mit seinen Spanischkenntnissen sicherlich einiges für die reibungslose Integration Martínez' beitragen wird, attestierte seinem neuen Schützling Autorität und Persönlichkeit. Er verkörpere "genau den Typ, den man im modernen Fußball auf der Position" bräuchte. Der spanische Nationalspieler verfüge über "großes Defensivpotential" und ein "überragendes Kopfballspiel". Zudem könne Martinez "ein Spiel lesen". Dem Spielaufbau der Münchner werden diese Fähigkeiten sicherlich gut tun, besonders, da Bastian Schweinsteiger nach Verletzung noch nicht in Top-Form agiert. Martinez, so Heynckes letzte Worte, sei ein "wichtiger Mosaikstein" in der Mannschaft des FC Bayern. Auch Matthias Sammer, der mit Martinez seinen ersten eigenständigen Einkauf als Sport-Vorstand der Münchner tätigte, schlug in die gleiche Kerbe und unterstrich, dass der 23-Jährige "sportlich und charakterlich genau in unser Anforderungsprofil" passe. Zudem zeigte der Spanier, so Sammer,  "eine große Bereitschaft" nach München zu wechseln, was auch die Ablösezahlung legitimiere.
Ob Javier Martinez, der nach Bixente Lizarazu der zweite Baske und der erste Spanier überhaupt in der Vereinshistorie ist, am kommenden Sonntag gegen den VfB Stuttgart zu seinem ersten Einsatz für die Bayern kommt und somit gleich seine Heimpremiere feiern darf, ist noch nicht sicher. Er jedoch "brenne darauf, dass es losgeht", "verspüre eine unglaubliche Lust, das Spielfeld zu betreten" und sich "für den FC Bayern einzusetzen". Der Defensivspezialist "möchte trainieren" und "möchte spielen" und somit "so schnell wie möglich zum Erfolg der Mannschaft beitragen". Sympathisch ist der junge Neuzugang schon einmal - hoffen wir, dass er sich auf dem Platz mindestens genau so gut präsentiert wie abseits des Grüns: Ongi etorri y bienvenidos, Javi!

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[Bildquelle: Screenshot Startseite Transfermarkt.de]

27. August 2012

Duell mit Geschichte: Die Bayern gegen K'lautern

Die Bayern gegen den 1. FC Kaiserslautern: In der Vergangenheit garantierte diese Partie tolle Duelle, in denen die Münchner nicht selten als Verlierer vom Platz gingen. In der Saison 1991/92 verlor der FCB nicht nur die Punkte (2:1) in Kaiserslautern, sondern auch die Nerven. Provokationen des damaligen Bayern-Jungspunds Stefan Effenberg sorgten für eine bereits im Vorfeld aufgeheizte Stimmung. Nach einem Platzverweis an Bayerns Manfred Bender entbrannte beinahe eine Massenschlägerei: Stefan Kuntz wurde von einem Münchner Betreuer gepackt, Roland Grahammer versah ihn anschließend sogar noch mit einem Tritt in den Allerwertesten. Ein aufgebrachter Zuschauer zog Jürgen Kohler an seinen damals noch sprießenden schwarzen Haaren und der scheinbar immer in sich ruhende Jupp Heynckes checkte einen Ordner mit seinem Knie um. Dies war nur eine von vielen furiosen Partien. 1994 beispielsweise wurden die Bayern mit 4:0 aus dem Fritz-Walter-Stadion geprügelt. 1997 setzte es eine 0:1-Niederlage gegen den von Otto Rehhaggel trainierten und als Underdog gehandelten Aufsteiger. Am Ende wurden die Kaiserslauterer gar Deutscher Meister. Unvergessen an oberster Spitze steht jedoch die Partie von 1973, als die Bayern nach 0:3-Führung noch 7:4 in Kaiserslautern verloren. Dreifach-Torschütze war der Lauterer Josef Pirrung, der nach dieser Partie sogar ein an ihn herangetragendes Transferangebot der Münchner abgelehnt haben soll. Paul Breitner sagte nach einer erneuten Niederlage auf dem Betzenberg sogar, man könne "die Punkte künftig per Post" in die Pfalz senden. Die Furcht vor einem Duell mit den Lauterern ging sogar so weit, dass der angesprochene Breitner und der damalige Stürmer Karl-Heinz Rummenigge immer die Augen schlossen, wenn der Mannschaftsbus der Bayern am bronzenen Teufel vor dem Stadion vorbeifuhr.

Zu einer erneuten Auflage in der Bundesliga wird es in dieser Saison nicht kommen: Die "Roten Teufel" mussten im Mai den Gang in die Zweite Liga antreten. Doch glücklicherweise gibt es den DFB-Pokal und in diesem stehen sich beide Mannschaften Ende Oktober in der 2. Hauptrunde gegenüber. Ob dann wieder so viele Tore fallen, wie vor 39 Jahren?

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[Bildquelle: Screenshot verlinktes Youtube-Video]

26. August 2012

Auftakt nach Maß

"Souverän, clever und klug." So beschrieb Trainer Jupp Heynckes nach dem gestrigen 0:3-Sieg des FC Bayern gegen die SpVgg. Greuther Fürth die Leistung seines Teams. Durch die Tore von Thomas Müller, Mario Mandzukic und Arjen Robben starteten die Münchner mit einem Erfolgserlebnis in die neue Saison. Heynckes nahm zwei Veränderungen an der siegreichen Elf gegen Jahn Regensburg vor: Franck Ribéry musste mit einer fiebrigen Erkältung das Bett hüten, für ihn wirbelte Xherdan Shaqiri. Emre Can fand sich auf der Ersatzbank wieder, an seiner Stelle rückte Dante in die Verteidigung, Badstuber versuchte sich als linker Außenverteidiger. Der brasilianische Neuzugang war es, der bei gut aufspielenden Bayern am meisten hervorstach. Stets dirigierend und ordnend, sorgte vorallem er dafür, dass die Fürther nie gefährlich vor das Tor Manuel Neuers kamen. Mit einer solchen Körpersprache drängt sich Dante beinahe als neuer Abwehrchef auf. Wie schon in den letzten Wochen zeigte auch Neuzugang Shaqiri eine engagierte Leistung. Der Schweizer leitete das 0:2 wunderbar ein und rieb sich auch sonst im Angriff immer wieder auf. Pluspunkte im Konkurrenzkampf mit Mario Gomez sammelte Namensvetter Mandzukic. Mit einem Abstaubertor in der 59. Minute bewies er seine Torjägerqualitäten. Besonders stark war auch Arjen Robben: Wie zu besten Zeiten suchte der Niederländer immer wieder den Weg vors Tor und bereitete so das 0:2 vor. Der ehemalige Torhüter der Münchner Reserve Max Grün war es, der den ein oder anderen Versuch des Flügelstürmers entschärfte. Beim 0:3 durch Robben war dieser aber, auch dank Mithilfe von Fürth-Verteidiger Kleine, machtlos. Etwas uninspiriert zeigte sich die Münchner Doppel-Sechs. Toni Kroos und Luiz Gustavo spielten zwar solide, ließen aber schnelles Umschalten und mehr Teilnahme am Offensivspiel vermissen. Für beide könnte es eng werden, wenn Bastian Schweinsteiger wieder vollends fit ist oder aber gar Javier Martinez noch den Weg an die Isar findet. Sechs Tage haben die Münchner noch Zeit, um ihren Wunschkandidaten zu verpflichten. Für Anatoly Timoschtschuk könnte dies das Ende bedeuten. Angeblich steht der Ukrainer auf der Liste von Dynamo Kiew, welche fünf Millionen Euro Entschädigung bieten. Gegen Greuther Fürth erhielt der 33-Jährige noch einige Minuten Einsatzzeit.

"Das Wichtigste für uns ist, dass wir stabil bleiben, dass wir uns weiter verbessern und gleich am Anfang eine Serie hinlegen. Wir haben jetzt zwei Heimspiele und hoffentlich zwei weitere Siege", so Arjen Robben, der somit gleich die Erwartungen an die nächsten zwei Spieltage stellte. Die erste Partie der Jubiläumssaison war schon einmal ein guter Anfang. Gegen den VfB Stuttgart am kommenden Sonntag können die Münchner ihre gute Frühform bestätigen.

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24. August 2012

Wo war eigentlich der SC Freiburg bei der Bundesliga-Gründung?


Der SC Freiburg startet am morgigen Samstag im heimischen Dreisam-Stadion gegen den FSV Mainz 05 in die 50. Bundesliga-Saison. Von dieser waren die Breisgauer 1963 noch Lichtjahre entfernt. Statt mit dem Hamburger SV, Borussia Dortmund oder 1860 München in der ersten Liga zu spielen, stand der Verein im Jahr der Bundesligagründung kurz vor dem Abstieg in die 2. Amateurliga Südbaden. Erst im Jahr 1993 gelang dem SCF mit dem zwei Jahre zuvor verpflichteten Chefcoach Volker Finke der Aufstieg ins Oberhaus. Nach einem schwierigen ersten Jahr in der Bundesliga und dem knappen Klassenerhalt folgte 1995 der bislang größte Erfolg: Tabellenplatz 3 und die Teilnahme am damals noch so genannten UEFA-Pokal. Die Breisgau-Brasilianer waren geboren. In der gleichen Saison wurde Meisterschaftsfavorit Bayern München mit 5:1 aus dem Dreisam-Stadion gefegt. Wer erinnert sich nicht noch an den feinen Techniker Rodolfo Cardoso? An die Kämpfer Jörg Schmadtke, Andreas Zeyer oder „Uuuuuwe“ Spieß? Nicht zu vergessen Knipser Harry Decheiver, der in der Saison 1995/96 elf Tore erzielte und drei Buden vorbereitete?

Die folgenden Spielzeiten waren geprägt von Auf- und Abstiegen. Im Stile einer Fahrstuhlmannschaft pendelte der SC zwischen der Zweiten in die Erste Liga. Seit der Zweitliga-Meisterschaft und dem daraus resultierenden Aufstieg 2009 jedoch hat sich das Team unter den besten 18 Mannschaften Deutschlands etabliert. Es folgte im ersten Jahr ein eindrucksvoller 9. Platz unter Robin Dutt und die Entdeckung einer der vielversprechendsten Stürmer im europäischen Fußball: Pappis Demba Cissé. Nach 65 Spielen und sensationellen 37 Toren in der Bundesliga wurde Cissé Anfang 2012 für zwölf Millionen Euro nach Newcastle transferiert. Der in dieser Saison drohende Abstieg wurde trotz dieses schwerwiegenden Abgangs imposant abgewendet. Mit tollem Fußball gelang es den Freiburgern um Trainer Christian Streich die Klasse zu halten. Mit der Euphorie der letzten Rückrunde und einem hungrigen Team aus jungen talentierten Spielern soll dies auch in diesem Jahr gelingen, um die heute beginnende Jubiläumssaison mindestens auf dem 15. Tabellenrang abzuschließen.

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[Foto: Tobias Ilg]

23. August 2012

Der Startschuss der Bundesliga

Morgen wird mit der Partie Werder Bremen gegen Borussia Dortmund die 50. Bundesliga-Saison angepfiffen. Auch vor 49 Jahren trafen diese beiden Mannschaften aufeinander. Zeit, sich an den Mann zu erinnern, der das erste Tor der Bundesliga-Geschichte schoss.

Wir schreiben das Jahr 1963. Der erste Spieltag der neugeschaffenen Bundesliga wird am Samstag den 24. August angepfiffen. Nach nicht einmal einer Minute, genauer nach 58 Sekunden, reißen die ersten Sportbegeisterten die Hände in die Höhe: Das erste Tor ist gefallen. Torschütze war Friedhelm Konietzka, der das runde Leder für seine Borussia aus Dortmund in die Maschen des Bremer Gehäuses drosch. Es war ein Treffer von insgesamt 72 die der Stürmer schießen wird, doch haftet an diesem der Nimbus des ersten Treffers der Geschichte der Bundesliga. "Timo" Konietzka, versehen mit diesem Spitznamen aufgrund der Ähnlichkeit zum sowjetischen General Timoschenko, wurde 1938 in Lünen geboren. Mit 22 Jahren unterschrieb er, für ein Salär in Form eines Familienwagens, bei Borussia Dortmund. Hier reifte er zu einem der besten Stürmer Westdeutschlands. 1965 dann der Wechsel zu den Münchner Löwen, mit denen er 1966 die Deutsche Meisterschaft gewann. Nach 100 Bundesliga-Partien kehrte Konietzka der Heimat den Rücken und wechselte, trotz angeblichen Angeboten von Real Madrid und Inter Mailand, zum FC Winterthur in die Schweizer Nationalliga B. Auch im Nationalteam ließ sich seine Quote sehen: In neun Länderspielen unter Sepp Herberger und Helmut Schön traf er drei Mal. Nach seiner aktiven Spielerlaufbahn arbeitete Konietzka als Trainer, unter anderem bei Borussia Dortmund und Bayer Uerdingen. Seine größten Erfolge aber feierte er in der Schweiz. Hier wurde er Mitte der Siebziger mehrfach nationaler Fußballmeister. 1988 nahm der Wahlschweizer die eidgenössische Staatsbürgerschaft an und betrieb fortan einen Gasthof in seiner neuen Heimat Brunnen. Um 2010 erkrankte Konietzka am unheilbaren Gallensteinkrebs. Bereits in der Vergangenheit wurde er mit nicht heilbaren Krankheiten konfrontiert: Seine Mutter litt an Demenz, seine Schwester starb jung an Krebs. Diese Erfahrungen ließen in "Timo" Konietzka den Wunsch aufkommen, selber den Zeitpunkt für sein Ableben zu bestimmen. Dies offenbarte er in einem Interview mit einer Schweizer Boulevard-Zeitung. Möglich war dies nur in der Schweiz, wo das betreute Sterben, im Gegensatz zu Deutschland, seit 1918 erlaubt ist. Konietzka engagierte sich von nun an vermehrt für die Sterbehilfe, genauer für die Schweizerische Sterbehilfeorganisation Exit. Diese war es auch, die ihm am 12. März diesen Jahres, im Alter von 73 Jahren, seinen letzten Wunsch erfüllte - freiwillig und zu einem von Konietzka gewählten Zeitpunkt aus dem Leben zu scheiden. Nicht nur, aber besonders wegen diesen ersten Tores wird "Timo" Konietzka immer ein Platz in der eindrucksvollen Bundesliga-Historie sicher sein. 

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[Bildquelle: Screenshot verlinktes Youtube-Video, 2'15]

22. August 2012

Baskische Sturheit

Auch heute gab es keine positiven Neuigkeiten in Sachen Javier Martinez. Der Wechsel des spanischen Nationalspielers zum FC Bayern München entwickelt sich allmählich zur Farce. Nachdem in den letzten Tagen bereits von einem sicheren Wechsel auszugehen war, könnte der Transfer neun Tage vor Schließen des Transferfensters noch platzen. Grund dafür ist der engstirnige Präsident Josu Urrutia von Athletic Bilbao, der seinen Schützling einfach nicht gehen lassen will. Und das, obwohl dieser unbedingt nach München wechseln, ja sogar auf acht bis zehn Millionen Euro bei seinem Gesamtsalär auf fünf Jahre gesehen verzichten und sich selbst, mit der sogenannten Buy-Out-Klausel freikaufen möchte. Auch Trainer Marcelo Bielsa plant nicht mehr mit dem Defensivspezialisten. Statt mit dem Team, absolvierte Martinez, wie sein Kollege Fernando Llorente, der ebenfalls einen Wechsel anstrebt, eine gesonderte Trainingseinheit. Für das nächste Pflichtspiel dieser Saison am morgigen Donnerstag gegen HJK Helsinki im Rahmen der Europa League-Qualifikation hat Bielsa - wie schon am ersten Spieltag der Primera Division - keine Verwendung für Martinez. Er benötige Spieler, die physisch und vor allem psychisch auf der Höhe seien. Auch die Anhänger Bilbaos wollen ihren einstigen Lieblingsakteur wohl nicht mehr im eigenen Trikot sehen. Plakate mit der Aufschrift "Martinez, du Söldner" sprechen eine eindeutige Sprache.

Die Basken zeigen sich nicht nur stolz, sondern auch noch stur. Eine Rückkehr Martinez' in den Kader oder gar auf das Spielfeld würde einem Gang nach Canossa gleich kommen. Zu emotional reagierten die Verantwortlichen wie auch die Fans und zu eindeutig bekannte sich der Europameister von 2012 zum FC Bayern. Das Festhalten Urrutia ist nicht nur engstirnig und egoistisch (angeblich stehen im Herbst Präsidentschaftswahlen bei Athlétic an), es spricht auch für den Wert Javis als Führungsspieler und Star der Truppe. Was nützen dem Verein 40 Millionen Euro, wenn kein adäquater, baskischer Spieler auf dem Markt ist, der Martinez ersetzt? Zur Erinnerung: Für Athlétic Bilbao laufen seit jeher nur Spieler auf, die im Baskenland geboren sind. Auch, den Abwanderungswilligen aus den eigenen Reihen zu ersetzen, ist kurzfristig nicht möglich. Es wird wohl Jahre dauern, bis wieder ein Spieler den Sprung in die erste Mannschaft Bilbaos schafft, der nicht nur die Position, sondern auch die Klasse mit Martinez teilt. Vielleicht ist dieses Argument das einzige, was einigermaßen plausibel erscheint und das Beharren Urrutia auf einen Verbleib seines Schützlings erklärt.

Die Bayern im Clinch mit Bilbao: Auch eine juristische Auseinandersetzung und eine Anzeige bei der FIFA mit einem möglichen zweijährigen Transferverbot sind nicht mehr ausgeschlossen. Für die Münchner eine bekannte Situation. War es doch auch der baskische Traditionsklub, der 1997 den Transfer von Bixente Lizarazu mit allen Mitteln zu verhindern versuchte. Statt den damals gebotenen 7,2 Millionen Mark, beharrte Bilbao auf  eine Ablösezahlung von 12 Millionen. Die Bayern rangen um ihren Wunschspieler für die linke Seite. Der Wechsel wurde erst durch ein FIFA-Gericht entschieden: Die Münchner mussten den gesamten Preis berappen. Eine finanzielle Dreingabe, die sich bezahlt machte. Lizarazu entpuppte sich als einer der wichtigsten und besten Transfers in der Vereinshistorie. Vielleicht sollten die Münchner allein aufgrund dieser Erfahrung wieder für ihren Wunschspieler bis zum Äußersten kämpfen und einen Transfer, wenn auch mit unfeinen Mitteln in Form der sogenannten Buy-Out-Klausel realisieren - auch wenn dies noch kostspieliger wird, als es sowieso schon ist. Die Chancen, dass es sich lohnt, sind ziemlich hoch.

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21. August 2012

Quadratisch, praktisch, gut

Eine weitere Überraschung ist ausgeblieben: Die Bayern schlugen gestern den SSV Jahn Regensburg souverän mit 4:0. Gewinner des Spiels ist Xherdan Shaqiri, der erst zur 2. Halbzeit für Franck Ribéry eingewechselt wurde. Bis zu diesem Spielertausch waren die Münchner zwar dominant - gefühlte 80 Prozent Ballbesitz sprechen für sich -, ließen aber den entscheidenen Willen und die letzte Aggressivität vermissen. So blieb es bei einem guten Dribbling Ribérys, welches Mario Mandzukic in der 32. Minute zum 1:0 vollendete. Erst ab den zweiten 45 Minuten wurde das Spiel besser: Die eingewechselte Schweizer Neuerwerbung Shaqiri brachte mehr Esprit in die Partie und sorgte durch kluges Direktspiel und mit schnellen Flankenläufen für Gefahr. Nach einer Stunde schlenzte er einen Freistoß in den Winkel, nach dem Toni Kroos den ersten Versuch vergab, Schiedsrichter Guido Winkmann aber auf Wiederholung aufgrund eines Handspiels entschied. Die "Shaq-Spiele" waren jedoch noch nicht beendet: In der 80. Minute war es der kompakte Ex-Baseler, der Mandzukic' zweiten Treffer vorbereitete. Sechs Minuten später profitierte Claudio Pizarro von einer Vorlage Shaqiris. Für den Peruaner war es der erste Pflichtspieltreffer nach seiner Rückkehr. Neben dem angesprochenen Shaqiri, überzeugte Mandzukic als Doppeltorschütze. Ebenfalls eine engagierte Leistung zeigte Thomas Müller. Weniger gut präsentierte sich Emre Can. In der Defensive wacklig, in der Offensive nicht vorhanden: Es wird Zeit, dass David Alaba wieder fit wird. Mit einer solchen Leistung reicht es nicht für einen vorübergehenden Stammplatz auf der linken Seite.

Anders dagegen Xherdan Shaqiri: Sein 45-minütiges Werken war eine eindrucksvolle Bewerbung auf einen Stammplatz. Egal ob Müller, Kroos, Robben oder Ribéry: Mit so einer Leistung muss sich Shaqiri vor keinem seiner Konkurrenten verstecken. Die Münchner scheinen gut gerüstet für den Saisonstart bei Greuther Fürth am kommenden Samstag - vermutlich mit einem Xherdan Shaqiri in der Startformation.

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Wunderheilung oder harter Hund?

Vor einigen Tagen wurde berichtet, der Münchner Ersatztorhüter Lukas Raeder hätte sich einen Kreuzbandriss zugezogen. Beim Regionalliga-Spiel gegen den TSV 1860 Rosenheim hütete der 19-Jährige allerdings wieder das Tor der "kleinen" Bayern. Wunderheilung oder harter Hund? Oder ist die Meldung, die Sport1 in der letzten Woche über den Äther sandte, falsch? Heute legt das Ismaninger Unternehmen nach und meldet, Raeder sei am gestrigen Montag erfolgreich operiert worden. Dennoch habe er am Wochenende zwischen den Pfosten gestanden. Aufgelöst wird das Rätsel wohl erst dann, wenn sich die Bayern offiziell dazu äußern, was sie bis dato noch nicht getan haben.  
Raeder, letztes Jahr mit Schalke 04 A-Jugend-Meister, wechselte im Sommer von den "Knappen" nach München. Hier soll er mit den Profis trainieren, Spielpraxis bei der Amateur-Elf sammeln und so behutsam als Alternative zum deutschen Nationalkeeper Manuel Neuer aufgebaut werden. Nicht nur wegen des identischen Vereinswechsels wird Raeder der "kleine Neuer" genannt. Die Münchner Nummer Eins ist gleichzeitig auch sein Vorbild in Sachen Torwartspiel: "Manuel ist natürlich ein Vorbild, weil er die Torwartrolle so modern interpretiert. Bei der EM hat man wieder gesehen: Es gibt keinen Torwart, der so mitspielt wie Manuel", so der 1,94m große Nachwuchsmann via Vereins-Homepage.
Die Null am vergangenen Samstag konnte Lukas Raeder leider nicht halten: Die Mannen von Trainer Mehmet Scholl trennten sich von den Rosenheimern - durch ein Tor von Christian Derflinger - 1:1 unentschieden. Somit rangieren die Münchner auf dem dritten Tabellenplatz, drei Punkte hinter Spitzenreiter IV Illertissen.

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20. August 2012

Kleine ganz groß

Rudi Völler war es, der vor einiger Zeit bei einem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft feststellte, dass es keine Kleinen mehr gebe. Er meinte damit Mannschaften wie die Färöer-Inseln, San Marino oder Andorra. Spätestens seit dieser ersten DFB-Pokal-Hauptrunde dürften sich Völlers Worte wieder nachhaltig in das Gedächtnis so mancher Bundesliga-Trainer eingebrannt haben. Die erste Runde des Pokals brachte ein großes Favoritenschmelzen bei Temperaturen um die 37 Grad im Schatten: Gleich sechs Teams aus Liga 1 schieden gegen unterklassige Teams aus - das gab es noch nie in dem seit 1935 ausgetragenen Wettbewerb. Neben Eintracht Frankfurt, den Hamburger SV, Werder Bremen, Greuther Fürth und den 1. FC Nürnberg traf es auch die runderneuerte TSG Hoffenheim. Gegen den viertklassigen Berliner AK setzte es eine - auch in der Höhe - verdiente 4:0-Klatsche. 
1907 im Berliner Wedding gegründet, lag das Hauptaugenmerk des Vereins auf Laufdisziplinen. Erst in den 1990ern machte der Verein fußballerisch auf sich aufmerksam: Von der Kreisliga A ging es bis in die Oberliga. 2004 wurde aus dem "Athletik Klub" durch eine Fusion mit dem BSV Mitte "Ankaraspor Kulübü", ein multikultureller deutsch-türkischer Verein. 2006 folgte eine intensive Kooperation mit dem türkischen Erstligisten Ankaraspor. Diese Zusammenarbeit sah einen Spieleraustausch vor sowie finanzielle Unterstützungen. Nach nur zwei Jahren zogen die Türken ihr Engagement zurück. Dennoch schaffte der Klub die Etablierung in der Liga, garniert mit dem Gewinn des Berliner Landespokals, welcher dem Klub bereits 2010 schon einmal die Teilnahme an der ersten Pokalrunde sicherte. Gegen den FSV Mainz 05 verloren die Berliner jedoch knapp 1:2. 2011 gelang der Aufstieg in die Regionalliga. Ebenso wurde in diesem Jahr der traditionelle Name "Athletik Klub" wieder angenommen. Im Frühjahr 2012 sicherte ein 2:0-Erfolg gegen den SC Gatow erneut den Landespokalsieg und die Teilnahme am DFB-Pokal. Diesmal schlug sich der AK besser: Im heimischen Poststadion fegten die Mannen um Trainer Jens Härtel  die Hoffenheimer mit 4:0 vom Platz. Der Einzug in die zweite Pokal-Runde stellt somit den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte dar.
Heute Abend hat ein weiterer sogenannter "Kleiner" die Chance, einen (Ganz-)Großen aus dem Wettbewerb zu kicken. Im Jahn-Stadion trifft der SSV Jahn Regensburg auf den Rekordtitelträger Bayern München. Bleibt zu hoffen, dass Rudi Völlers Worte für Jupp Heynckes und seine Bayern nur Theorie bleiben und vor lauter Martinez-Spekulation nicht das wesentliche vergessen wird: Das Spielen auf dem Platz.

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Podolski bei Arsenal-Debüt blass

Bei seinem ersten Liga-Einsatz für den FC Arsenal gegen Sunderland zeigte Lukas Podolski eine unglückliche Leistung. Bereits nach 64. Minuten wurde er ohne nennenswerte Aktion durch Sturm-Konkurrent Olivier Giroud ausgetauscht.

Lukas Podolski sollte am ersten Spieltag der Premier League-Saison gegen den AFC Sunderland den Abgang von Robin van Persie zu Manchester United vergessen machen. Die Erwartungen konnte der 27-jährige Nationalspieler am vergangenen Samstag jedoch vorerst nicht erfüllen. Podolski, der der den Vorzug vor Oliver Giroud erhielt, ließ sich immer wieder ins Mittelfeld fallen, strahlte jedoch nur wenig Torgefahr aus und war kaum an Aktionen der Arsenal-Offensive um Gervinho, Cazorla und Walcott beteiligt . Nach 64 Minuten endete der Arbeitstag des ehemaligen Kölners ohne nennenswerte Aktion. Auch dem für Podolski eingewechseltem französischen Nationalspieler Giroud gelang kein Treffer mehr: Arsenal und Sunderland trennten sich 0:0. Trotz des durchwachsenen Debüts zeigt sich Arsenals Chefcoach Arsene Wenger von seinem Neuzugang überzeugt: „Podolski ist physisch noch nicht so weit, aber besitzt Qualität.“ Diese kann er am kommenden Sonntag wieder unter Beweis stellen, wenn der FC Arsenal am 2. Spieltag bei Stoke City gastiert.

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[Auch erschienen auf goal.com und SPOX]

16. August 2012

Pleiten, Pech und Pannen

1:3 gegen Argentinien. Dieses Ergebnis lässt nicht gerade auf ein tolles Spiel deuten. Doch die gestrige Partie der deutschen Nationalmannschaft gegen die argentinische Auswahl bot dem Zuseher einiges an Spektakel: Erst verletzte sich Mats Hummels bei einem Zusammenprall mit Higuaín. Dann sorgte Ron-Robert Zieler bei seiner zweiten Partie im DFB-Tor nach 30 Minuten mit einem Foul für eine Rote Karte und einen Strafstoß. Diesen wiederum hielt der frisch eingewechselte Marc André ter Stegen - gesagt sei allerdings, dass der Schuss des Weltfußballers Lionel Messi alles andere als platziert und stark war. Kurz vor der Pause netzte Sami Khedira unglücklich zum 0:1 ins eigene Tor ein. Nach der Halbzeitunterbrechung war es vor allem der frisch gebackene Fußballer des Jahres Marco Reus, der mit klugen Pässen und schönen Flankenläufen auf sich aufmerksam machte. In der 48. Minute scheiterte er knapp an Torhüter Romero. Die Argentinier aber waren es, die - im Gegensatz zur deutschen Elf - ihre Chancen zu nutzen wussten. Erst netzte der bis dahin blasse Messi zum 0:2 ein, dann erhöhte di María mit einem Schuss aus gut 30 Metern zum 0:3 für die Gauchos. Nach einer Reihe von Wechseln, von denen besonders André Schürrle nochmals Dampf machte, gelang Deutschland noch der 1:3 Anschlusstreffer. Der Schalker Benedikt Höwedes netzte sehenswert per Flugkopfball ein.
Über 90 Minuten boten sich beide Teams ein Duell auf Augenhöhe. Das Ergebnis fiel zu hoch aus, ein 2:2 wäre wohl gerecht gewesen. Dennoch zeigte die Partei die derzeitigen Schwächen der Nationalmannschaft auf: Besonders in der Chancenverwertung mangelte es gestern. Dies auf die fehlenden Münchner, unter anderem Mario Gomez, zurückzuführen, darf nicht als Ausrede gelten. Zu viele gestandene Spieler mit Torriecher standen auf dem Rasen der Frankfurter Arena. Nach dem unglücklichen Ausscheiden bei der Europameisterschaft im Halbfinale gegen Italien, wartet auf Trainer Joachim Löw nach dieser von Pleiten, Pech und Pannen geprägten Partie einiges an Arbeit. Um es mit den Worten von ZDF-Experte Oliver Kahn zu sagen: Löw muss sich Gedanken machen - über das offensiv ausgerichtete Spielsystem, über die Besetzung der Außenpositionen und über die mangelnden Alternativen im Sturmzentrum. Bis zur nächsten Partie in gut einem Monat gegen die Färöer hat er noch Zeit, denn erst geht es um Punkte für die WM-Qualifikation. 

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15. August 2012

Die Rückkehr des Tulpen-Generals bleibt aus

Etwas mehr als anderthalb Saisons schwang Louis van Gaal das Zepter in den Münchner Landen. Er regierte rigoros, charismatisch und mit der nötigen familiären Wärme. Zumindest in der ersten Saison. Mit dem "Tulpen-General" gewannen die Bayern im Jahr 2010 die letzte deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal. Auch standen sie im Champions League-Finale gegen Inter Mailand, was leider, durch die zwei Tore von Diego Milito verloren ging. Wer erinnert sich nicht mehr an die grandiosen Einlagen auf dem Münchner Rathausbalkon. Das Feierbiest war geboren, es schien eine Liason auf Lebenszeit zu werden. Auch hinter den Kulissen veränderte van Gaal einiges. Er setzte, wie bei vorigen Stationen, auf junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Statt Unsummen an Euros - dem unglaublich wichtigen Transfer von Arjen Robben für 24 Millionen ausgenommen - etablierte der Holländer beinahe nur Spieler aus der eigenen Jugend. Ohne den Jugendförderer würden weder Alaba noch Müller und Badstuber auf dem Platz stehen. Auch war es der Holländer, der Bastian Schweinsteiger auf die Position stellte, auf welcher der deutsche Nationalspieler am effektivsten agiert: auf der Sechs. Nach einigen Spieltagen in der zweiten Saison machten sich erste Risse in dem wieder entdeckten harmonischen Mia-san-Mia-Fundament bemerkbar. Interne Streitereien mit Stars, unter anderem mit Franck Ribéry, öffentliche Diskussionen nach den ersten Niederlagen, angeregt von den Vereinsoberen, seltsame Personalentscheidungen und verschiedene Ansichten über die Ausrichtung des Klubs in der Zukunft sorgten vorerst für eine einvernehmliche Auflösung des Zweijahresvertrages zum Sommer 2011. Reibereien und Sturheit ließen eine vorzeitige Trennung im April 2011 jedoch nicht vermeiden. 

Anfang der Woche meldete sich der neue Nationaltrainer der Niederlande via Kicker Sportmagazin wieder zu Wort und äußerte sich auch über seinen ehemaligen Verein: "Ich bin immer zurückgekehrt an die Stätten, an denen ich gearbeitet habe: Alkmaar, Ajax, Barcelona. Also: Irgendwann werde ich auch zu Bayern München zurückkehren", so der inzwischen 61-Jährige. Ob es zu einer erneuten Ära van Gaals in München kommen wird? So lange Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge die Zügel in der Hand haben wahrscheinlich nicht. Letzterer gab auf die Aussagen des Bonds-Coaches trocken zu Protokoll: "Keine Drohungen, bitte." Eine erneute Chance wird van Gaal in München nicht bekommen und das ist auch gut so. Dennoch muss man ihm lassen, dass er stets erfolgreich war, polarisierte und reformierte - auch bei den Bayern.

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12. August 2012

Der erste Titel ist eingefahren

Nach fünf sieglosen Partien gegen Borussia Dortmund ist dem FC Bayern am heutigen Sonntag ein 2:1-Erfolg gelungen. Beim dritten Endspiel des DFL-Supercups seit der Neuauflage im Jahr 2010, erzielten für die Münchner Mario Mandzukic und Thomas Müller die Treffer. Den Anschlusstreffer besorgte Robert Lewandowski zehn Minuten vor Schluss. Besonders Mandzukic lieferte eine starke und engagierte Partie ab. Immer wieder ließ sich der Kroate ins Mittelfeld zurückfallen, erarbeitete sich Chancen und setzte seine Mitspieler klug in Szene. Neben dem eigenen Tor steuerte er noch die Vorlage für Müller bei. Ebenfalls in guter Frühform zeigte sich die Münchner Defensive um Neuzugang Dante, auch Luiz Gustavo in der ersten Hälfte, der agile Ribéry und Arjen Robben, der sich einen Treffer verdient hätte. Weidenfeller aber war es, der ein ums andere Mal klärte, beispielsweise nach einem tollen Solo des Niederländers und anschließendem Gewaltschuss in typischer Robben-Manier. Weder der frisch gebackene Fußballer des Jahres Marco Reus, noch der eingewechselte Mario Götze, der nach einer Bindehautentzündung erstmals wieder auf dem Platz stand, konnten dem Spiel ihren Stempel aufdrücken. So waren es die Münchner, die nach 90 Minuten im goldenen Konfettiregen feiern und um Philipp Lahm - übrigens das erste Mal als Kapitän - eine Trophäe in die Luft strecken durften. Somit ist das Team von Jupp Heynckes mit nun vier Finalsiegen (1987, 1990, 2010, 2012) alleiniger Rekordtitelträger.

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9. August 2012

Ali Daei in Hoffenheim?

Nichts ahnend blätterte ich im Reclam'schen Stil gehaltenen 11Freunde-Sonderheft. Dann auf Seite 54 zuckte ich kurz zusammen. Auf dem Mannschaftsbild der TSG Hoffenheim von der Saison 1987/88 entdeckte ich scheinbar einen alten Bekannten. Der Mann mit schwarzem Gesichtsbalken und unglaublich unauffälligem roten Shirt sah aus wie: Ali Daei! Der 1969 geborene Iraner machte mit Auftritten bei der Asien-Meisterschaft 1996 auf sich Aufmerksam. Bielefeld griff damals zu und sicherte sich die Dienste des Stürmers. Nach nur einer Saison verkauften sie Daei zum FC Bayern München. Auch der damalige deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern war an den Diensten des Iraners interessiert. Für die Münchner netzte der Welttorjäger von 1996 ganze sechs Mal in der Bundesliga ein. Für sieben Millionen Mark wechselte Daei nach nur einer Saison weiter zu Hertha BSC Berlin. Hier hielt es ihn nur zwei Jahre, ehe er die Rückkehr in sein Heimatland antrat. Daei, der in 149 Länderspielen für Iran stattliche 109 Treffer erzielte, beendete im Jahr 2007 seine aktive Spielerkarriere und schlug eine Karriere als Trainer ein. Gerade erholt sich der mittlerweile 43-Jährige von einem schweren Autounfall.
In seiner Vita ist ein Aufenthalt in den Niederungen des deutschen Fußballs nicht zu finden. Es muss sich also doch um einen anderen Spieler handeln. Doch wer ist der Mann, der dem ehemaligen Knipser aus dem Iran so ähnlich sieht?



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[Bildquelle: 11Freunde-Sonderheft 2012/13, S. 54.]

8. August 2012

Wende im Martinez-Poker?

Seit Wochen wird über einen Transfer des spanischen Mittelfeldspielers Javi Martinez zu Bayern spekuliert. Erst schien der Transfer fix, dann wieder aus der Welt. Zwischenzeitlich bemühten sich die Münchner schon um eine Alternative. Heute wieder die Wende: Via Sport1 kündigte der Berater des Nationalspielers, Ersin Akan, die Wechselbereitschaft seines Klienten an: "Er will zu Bayern, Bayern will den Spieler nach wie vor. Ich weiß, dass das Interesse noch besteht: Es liegt nur an der Ablösesumme." Martinez fühle sich zwar wohl in Bilbao, würde sich aber schon freuen, "wenn ein Wechsel klappt". Geht der Wechsel doch noch über die Bühne? Der Ball liegt somit wieder bei den Münchnern, die wohl oder übel die Ablösesumme für ihren Wunschspieler nachbessern müssen - denn wohl nur noch an dieser könnte ein Wechsel scheitern. "Es ist eine Situation entstanden, wo es an der Ablösesumme liegt. Der Junge wartet gerade ab, was aus der Sache wird", so der Berater des Europameisters und Olympia-Teilnehmers. Uli Hoeneß stieß vergangene Tage ins gleiche Horn: "Das einzige Problem ist noch die hohe Ablösesumme, dazu kann sich hier im Moment keiner durchringen", so der Präsident gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Sport-Vorstand Matthias Sammer wollte heute keine neuen Wasserstandsmeldungen bezüglich eines Farbenwechsels des Spaniers preisgeben. Dass die Münchner prinzipiell aber gewillt sind, auf dieser Position personell nachzubessern und auch - sofern es sportlich sinnvoll ist - in Sachen Transferentschädigung verrückt zu sein, ist jedoch bekannt.
Die Hängepartie um einen Transfer von Javi Martinez geht also weiter. Immerhin aber hat sich der 23-Jährige endlich geäußert - wenn auch nur über seinen Berater - und sich zu einem Wechsel bekannt. Der Anfang ist also gemacht.

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7. August 2012

Butt wirft hin

Überraschend gab der FC Bayern heute den Rücktritt von Hans-Jörg Butt bekannt. Der 38-Jährige habe seinen neuen Tätigkeitsbereich "falsch eingeschätzt". "Ich bin mit großer Begeisterung an meine neue Tätigkeit herangetreten, musste allerdings feststellen, dass mir diese Aufgabe nicht die gewünschte Zufriedenheit und Passion bringt. Deshalb meine Entscheidung. Ich danke dem FC Bayern für sein Verständnis", so der Reservekeeper der letzten Saison via Bayern-Homepage.
Unter der Führung von Matthias Sammer, Jürgen Jung, Michael Tarnat, Mehmet Scholl und eben Hans-Jörg Butt, sollte ein neues Konzept für den Jugendbereich der Münchner ausgearbeitet und umgesetzt werden. Wer sein Nachfolger wird, ist nicht bekannt. Butt, Publikumsliebling und sicherer Rückhalt in den letzten Jahren, galt als prädestiniert für den Posten als Jugendkoordinator. Die Vereinsoberen schätzten seine Geradlinigkeit und Konsequenz. Genau diese zwei Eigenschaften sind es nun, die Butt zum Rücktritt von seinem Posten bewogen.

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6. August 2012

Der Nächste, bitte!

Nach den Verletzungen von David Alaba, Rafinha, Diego Contento sowie den angeschlagenen Claudio Pizarro, folgte heute die nächste Hiobsbotschaft aus dem Bayern-Lazarett: Nachdem Mario Gomez am Samstag verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, wurde heute die Diagnose bekannt. Neben freien Gelenkkörpern, die entfernt werden sollen, muss sich der Mittelstürmer auch einer Glättung des Knorpels unterziehen. Gomez wird dem FC Bayern somit mindestens vier Wochen fehlen. 
Immerhin gibt es bei Bastian Schweinsteiger erfreulichere Nachrichten: Nach wenigen Minuten beim gestrigen 1:0-Sieg gegen den Hamburger SV im LigaTotal!-Spiel um Platz 3, musste auch der 27-Jährige aus dem Spiel genommen werden. Befürchtungen, die alte Sprunggelenksverletzung sei wieder aufgebrochen, konnte Trainer Jupp Heynckes jedoch glücklicherweise dementieren: "Das ist nicht so schlimm, wir können Entwarnung geben. Er ist nur leicht umgeknickt, eine leichte Bänderdehnung. Die Auswechslung sollte eine Vorsichtsmaßnahme sein." Schweinsteiger soll einige Tage pausieren, um danach wieder ins Mannschaftstraining einsteigen zu können.
Unterdessen lobte der Münchner Übungsleiter seine Neuzugänge in höchsten Tönen: "Wenn ich sehe, wie ein Emre Can auf der linken Verteidiger-Position spielt und eine sehr gute Leistung zeigt. Wenn ich einen Mitchell Weiser sehe oder Mario Mandzukic. Xherdan Shaqiri ist für mich ohnehin keine Überraschung. Das sind alles Spieler, die uns gut tun, uns verstärken und unser Potenzial anreichern." Spätestens jetzt macht es sich für die Münchner bezahlt, dass der Kader im Vorfeld der Saison besonders in der Breite verstärkt wurde. Die "jungen Wilden" der Bayern dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf einige Einsätze in den kommenden Pflichtspielen machen - und das wohl nicht nur wegen des Verletzungspechs so mancher etablierter Akteure.

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5. August 2012

Des Traumas Wiederkehr

Bastian Schweinsteiger läuft zum Elfmeter an. Er schiebt den Ball mit der rechten Innenseite in die - von ihm aus gesehen - rechte Ecke. Der Keeper taucht ab und fischt den Ball mit den Fischerspitzen heraus. Das Spiel ist vorbei. Die Bayern gehen als Verlierer vom Platz.
Was sich liest, wie der Ablauf der letzten Minuten des Finale Dahoam im vergangenen Mai, vollzog sich gestern beim LigaTotal!-Cup-Halbfinale. Gegenwart statt Retroperspektive. Doch der Reihe nach. Am frühen Samstagabend duellierten sich der FC Bayern und der SV Werder Bremen. Innen verteidigten Holger Badstuber und Jerômé Boateng. Den Alaba-Vertreter mimte erneut Luiz Gustavo. Das defensive Mittelfeld bildeten Toni Kroos und Emre Can, während, wie in den letzten Partien, Arjen Robben, Thomas Müller und Xherdan Shaquiri die offensive Dreierreihe bildeten. Wie zu erwarten durfte sich Mario Gomez als alleinige Sturmspitze versuchen. Die Münchner begannen gut, auch, weil die Bremer spielerisch dagegen hielten. Besonders der Bremer Neuzugang Gebre Selassie machte Gustavo immer wieder zu schaffen. Ein Fehler Boatengs  ermöglichte in der 7. Minute die Bremer Führung - ausgerechnet durch die FCB-Leihgabe Nils Petersen. Die Bayern hielten gut dagegen, besonders Shaqiri machte dem Bremer Torhüter Mielitz zu schaffen. Zunächst in der 18. Minute gescheitert, netzte er nach einem schönen Angriff über Müller und Robben zum 1:1 ein (27.). In den zweiten 30. Minuten brachte Trainer Heynckes Ribéry, Mandzukic und Schweinsteiger. Für den 27-Jährigen defensiven Mittelfeldspieler war es der erste Einsatz nach dem verlorenen Champions League-Finale und der unglücklichen Europameisterschaft. Die Partie dümpelte vor sich hin, bis der unglücklich agierende Gustavo nach einer Bremer Ecke beinahe zum Eigentor einköpfte. Neuer rettete in höchster Not, den Nachschuss aber vollendete das Bremer Talent Niclas Füllkrug zum 2:1. Auch in dieser Partie zeigte der Brasilianer nicht, warum er als Ersatz für den verletzten Alaba in Frage kommen sollte. Besonders die impulsiven Flankenläufe und gefährlichen Dribblings des 20-Jährigen fehlen eminent. Toni Kroos gelang schließlich, nach einer druckvollen Schlussphase der Münchner, das 2:2 in der letzten Spielminute.
Im folgenden Elfmeterschießen trafen für die Münchner Mandzukic und Kroos sicher. Auch die Bremer ließen Manuel Neuer keine Chance. Franck Ribéry vergab seinen Versuch kläglich. Bastian Schweinsteiger sollte, wie eingangs erwähnt, zur tragischen Figur werden: Er vergab den letzten Versuch der Münchner haargenau wie am 19. Mai diesen Jahres. Für die Anhänger vor Ort oder vor dem Fernsehgerät war vermutlich nicht schlimm, dass die Bayern 2:4 im Elfmeterschießen verloren und nun nicht um die "Vase" gegen Borussia Dortmund am heutigen Sonntag spielen, sondern nur um Platz 3 gegen den Hamburger SV. Vielmehr riss dieser Fehlschuss Bastian Schweinsteigers eine erst leicht verheilte Wunde im Bayern-Herz wieder brutal auf.
Es bleibt zu hoffen, dass Bastian Schweinsteiger - Identifikationsfigur, Bayern-Fan und seit diesem Jahr tragischer Held - von diesem schmerzhaften Déjà-vu unversehrt bleibt.

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2. August 2012

Die Not auf den Außen reißt nicht ab

Drei Wochen vor Saisonstart hat es nun den dritten etatmäßigen Außenverteidiger der Bayern erwischt: Diego Contento erlitt heute eine Stressreaktion in Form eines (wohl nur kleinen) Haarrisses im starken linken Fuß. Der 22-Jährige muss wohl ca. zehn Tage pausieren. Beinahe vorausschauend testete Trainer Jupp Heynckes gestern beim 3:2-Testspiel-Sieg (Tore durch den agilen Müller, den engagierten Can und den guten Shaqiri) gegen den 1. FC Kaiserslautern Luiz Gustavo auf der linken Abwehrseite. Dieser wusste leider nicht zu überzeugen: Gustavo übte kaum Druck nach vorne aus und seine Flanken - wenn sie denn mal kamen - waren eine Zumutung. Das Xherdan Shaqiri hinten links aufläuft, kommt wohl auch nicht in Frage. Sein Auftreten im offensiven Mittelfeld war bisher zu vielversprechend. Eine weitere Variante, auf die Heynckes wohl aber gerne verzichten möchte, ist Philipp Lahm wieder auf die linke Seite zu platzieren. Sollten die Alaba-Vertreter aber weiterhin ausfallen oder mit lediglich mauen Auftritten auf sich Aufmerksam machen, wird er in den nächsten ernsteren Testpartien um den LigaTotal!-Cup nicht um einen Seitenwechsel des Kapitäns herumkommen. Boateng auf rechts, Lahm auf links? Zum Saisonstart könnte dies die wahrscheinlichste Variante sein, für die sich der Bayern-Coach entscheidet.

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