5. August 2012

Des Traumas Wiederkehr

Bastian Schweinsteiger läuft zum Elfmeter an. Er schiebt den Ball mit der rechten Innenseite in die - von ihm aus gesehen - rechte Ecke. Der Keeper taucht ab und fischt den Ball mit den Fischerspitzen heraus. Das Spiel ist vorbei. Die Bayern gehen als Verlierer vom Platz.
Was sich liest, wie der Ablauf der letzten Minuten des Finale Dahoam im vergangenen Mai, vollzog sich gestern beim LigaTotal!-Cup-Halbfinale. Gegenwart statt Retroperspektive. Doch der Reihe nach. Am frühen Samstagabend duellierten sich der FC Bayern und der SV Werder Bremen. Innen verteidigten Holger Badstuber und Jerômé Boateng. Den Alaba-Vertreter mimte erneut Luiz Gustavo. Das defensive Mittelfeld bildeten Toni Kroos und Emre Can, während, wie in den letzten Partien, Arjen Robben, Thomas Müller und Xherdan Shaquiri die offensive Dreierreihe bildeten. Wie zu erwarten durfte sich Mario Gomez als alleinige Sturmspitze versuchen. Die Münchner begannen gut, auch, weil die Bremer spielerisch dagegen hielten. Besonders der Bremer Neuzugang Gebre Selassie machte Gustavo immer wieder zu schaffen. Ein Fehler Boatengs  ermöglichte in der 7. Minute die Bremer Führung - ausgerechnet durch die FCB-Leihgabe Nils Petersen. Die Bayern hielten gut dagegen, besonders Shaqiri machte dem Bremer Torhüter Mielitz zu schaffen. Zunächst in der 18. Minute gescheitert, netzte er nach einem schönen Angriff über Müller und Robben zum 1:1 ein (27.). In den zweiten 30. Minuten brachte Trainer Heynckes Ribéry, Mandzukic und Schweinsteiger. Für den 27-Jährigen defensiven Mittelfeldspieler war es der erste Einsatz nach dem verlorenen Champions League-Finale und der unglücklichen Europameisterschaft. Die Partie dümpelte vor sich hin, bis der unglücklich agierende Gustavo nach einer Bremer Ecke beinahe zum Eigentor einköpfte. Neuer rettete in höchster Not, den Nachschuss aber vollendete das Bremer Talent Niclas Füllkrug zum 2:1. Auch in dieser Partie zeigte der Brasilianer nicht, warum er als Ersatz für den verletzten Alaba in Frage kommen sollte. Besonders die impulsiven Flankenläufe und gefährlichen Dribblings des 20-Jährigen fehlen eminent. Toni Kroos gelang schließlich, nach einer druckvollen Schlussphase der Münchner, das 2:2 in der letzten Spielminute.
Im folgenden Elfmeterschießen trafen für die Münchner Mandzukic und Kroos sicher. Auch die Bremer ließen Manuel Neuer keine Chance. Franck Ribéry vergab seinen Versuch kläglich. Bastian Schweinsteiger sollte, wie eingangs erwähnt, zur tragischen Figur werden: Er vergab den letzten Versuch der Münchner haargenau wie am 19. Mai diesen Jahres. Für die Anhänger vor Ort oder vor dem Fernsehgerät war vermutlich nicht schlimm, dass die Bayern 2:4 im Elfmeterschießen verloren und nun nicht um die "Vase" gegen Borussia Dortmund am heutigen Sonntag spielen, sondern nur um Platz 3 gegen den Hamburger SV. Vielmehr riss dieser Fehlschuss Bastian Schweinsteigers eine erst leicht verheilte Wunde im Bayern-Herz wieder brutal auf.
Es bleibt zu hoffen, dass Bastian Schweinsteiger - Identifikationsfigur, Bayern-Fan und seit diesem Jahr tragischer Held - von diesem schmerzhaften Déjà-vu unversehrt bleibt.

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