25. Mai 2012

Die Verwurstung der Hauptstadt

Heute fällt höchstwahrscheinlich eine Entscheidung: Wird das Skandal-Relegationsspiel Hertha BSC gegen Fortuna Düsseldorf tatsächlich wiederholt? Die Berliner sind vor dem Urteil des DFB-Bundesgericht zuversichtlich. Manager Michael Preetz rechnet sich gar eine "sehr, sehr gute Chance" aus.
Wenn es nach mir ginge zurecht: Die Ereignisse in Düsseldorf warfen ein unsägliches Bild über den deutschen Fußball. Es kann nicht sein, dass ein Verein seine Zuschauer nicht mehr unter Kontrolle hat und die Spieler der gegnerischen Mannschaft um ihr Leben fürchten müssen, wie sie zu Protokoll gaben. Die Causa "Düsseldorf" sollte als abschreckendes Beispiel in die Fußballhistorie eingehen. Ein Exempel muss, meiner Meinung nach, statuiert werden, um den Fußball wieder in sichere Bahnen zu lenken. Mittlerweile muss man sich ja beinahe zweimal überlegen, ob man einen Familienausflug ins Stadion macht. Vielleicht kommen die sogenannten Fans erst dann wieder zur Ruhe, wenn ihnen vor Augen gehalten wird, das ihre dummen Handlungen zu mehr als nur einer Geldstrafe oder individuellen Stadionverboten führen kann. Im Wiederholungsspiel hätten es die Düsseldorfer wieder selbst in der Hand, die Suppe, in welche die Fans reingespuckt haben, auszulöffeln. Für Hertha böte sich eine zweite Chance - und das trotz einer miserablen Hinrunde und Leistungen, auf und neben des Platzes, die eigentlich nur eine Konsequenz hätten nach sich ziehen müssen: den Abstieg.
Zu Beginn des Jahres war es noch noch Bundespräsident a.D. Christian Wulff, der scheibchenweise, per Salami-Taktik, seinen ganz persönlichen Abstieg erlebte. Doch nun erfasst die Verwurstung auch die sportliche Ebene. Stück für Stück näherten sich die Berliner der Zweiten Liga. Die Entlassung von Markus Babbel war die erste Scheibe, es folgte die "Lügenbaron-Affäre", die Einstellung Michael Skibbes und miese Leistungen unter dem Feuerwehrmann Otto Rehhagel. 
Nun, sportlich eigentlich mit dem Abstieg gestraft, versucht es die "Alte Dame" vor Gericht. Mit Hilfe der Wurst versteht sich. Erst wird beim DFB-Sportgericht geklagt, dann beim DFB-Bundesgericht. Ein (eventueller) Abstieg auf Raten. Ob es die Vereinsführung dann endlich einsieht, dass ihr Kader, ihr Trainerteam der Rückrunde und vor allem ihr Manager, einfach nicht erstligareif sind? Gerade dieser zeigt momentan wieder glorreich, wie gut er im Parolendreschen ist. Statt zweigleisig zu planen und sich um die Vorbereitung der neuen Saison zu kümmern, tritt Preetz erneut gegen Babbel nach. Währenddessen verlassen Woche für Woche junge, vielversprechende Talente den Verein, die gerade für den Neuaufbau in der Zweiten Liga von großer Bedeutung wären. So schnürt ab kommender Saison Roussel Ngankamp seine Kickschuhe für den 1. FC Nürnberg, Jerome Kiesewetter zieht es nach Stuttgart zum VfB.

Die Hertha vor der Entscheidung am heutigen Freitag vor dem DFB-Bundesgericht: Ein verwursteter Verein, dem ein wenig Vegetarismus sehr gut zu Gesicht stehen würde. 

2 Kommentare:

  1. "Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein"

    Nachdem...

    ...die ersten Begalos aus der Gästekurve kamen,

    ...es schien, dass die Berliner Spieler das Spiel gar nicht mehr zu Ende spielen würden,

    ...der starke Stark verbal und körperlich angeganegn worden ist,

    ist diese Verhandlung eine Farce und, neben dem Chelsea-Sieg, keine Werbung für den Fußball.


    Abgesehen davon ist mir schlecht geworden, als ich die Idioten auf Spielfeld rennen sah und dachte an Campinos Halbzeitansprache: Die Fortuna ist ein Treffpunkt für Familien geworden.

    Gute Nacht, Fußball!

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  2. Nun denn, Hertha geht wohl vorerst in Liga 2. Der erneute Einspruch ist lächerlich, doch ist es auch streng natürlich, das alle egister gezogen werden sollen. Ein Exempel hielte ich für richtig - wohin soll es denn mit dem deutschen Fußball noch gehen? Zustände wie in Italien oder in der Türkei (erst vorhin live gesehen) möchte ich nicht haben.

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