25. Oktober 2012

Mount Magath eingestürzt

Tabellenplatz 18. Ein mieserables Torverhältnis. Disharmonie in der Mannschaft. Intrigen gegen den Trainer. Aufstand der Fans. Skepsis beim Vorstand. Beim VfL Wolfsburg stimmte in den letzten Wochen nichts mehr. Dass Felix Magath bei anhaltender Talfahrt den Hut nehmen müsste, war eigentlich klar. Nur seine Doppelfunktion als Trainer und Manager sowie eine kursierene Abfindung in zweistelliger Millionenhöhe zögerten eine vorzeitige Trennung heraus.


Nach einer heute anberaumten Sitzung samt Magath und VW-Oberen ging es dann doch ganz schnell. "Wir sind heute morgen gemeinsam zum Schluss gekommen, dass es besser ist, wenn sich unsere Wege trennen", so Aufsichtsratschef Franciso Javier Garcia Sanz. Magath habe gebeten, "ihn von seinen Pflichten zu entbinden", da der 59-jährige Übungsleiter "nicht möchte, dass der Verein in Mitleidenschaft gezogen" werde. Wieviel die Trennung tatsächlich kosten wird, ist nicht überliefert. Das Tagesgeschäft wird vorübergehend Lorenz-Günther Köstner übernehmen. Er hatte zuvor die Geschicke der zweiten Mannschaft geleitet. Bereits am vergangenen Wochenende skandierten wütende Anhänger der Wölfe, neben dem altgedienten "Wir haben die Schnauze voll!", auch den Namen Köstners. Auch für die Nachfolge auf dem Managerposten kursieren erste Gerüchte: Die BILD-Zeitung brachte heute Nachmittag den früheren Sportdirektor von Bayern München, Christian Nerlinger, ins Spiel.
Nach dem überraschenden Meisterschaftserfolg im Jahr 2009 mit den Topspielern Grafité und Edin Dzeko, wechselte Felix Magath zum FC Schalke 04. Im Frühjahr 2011 kehrte der gebürtige Aschaffenburger, zwei Tage nach seiner Freistellung bei den "Knappen", zurück. Ihm gelang es am letzten Spieltag die kurz vor dem Abstieg stehenden Wölfe zu retten. Was allerdings in den Monaten darauf folgte, waren wirre Transfers, die einem Kaufverhalten auf dem Basar ähnelten. Auch die veralteten Trainingsmethoden, die Magath den Spitznamen "Quälix" einbrachten, stießen immer mehr auf Gegenwehr. Nicht nur bei den Akteuren auf dem Spielfeld, sondern auch bei Trainerkollegen und dem eigenen Ärztestab.
Der VfL Wolfsburg hat sich heute tatsächlich von seinem früheren Heilsbringer getrennt. Der Verein wird sich komplett neu aufstellen, beinahe neu erfinden müssen, um wieder in die Erfolgsspur zurück zu gelangen, sodass von der Ära Magath wohl nur der nach ihm benannte Treppenberg, "Mount Magath", auf den er seine Spieler immer wieder scheuchte, übrig bleiben wird.

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