17. September 2012

„Das war ein Spiel mit Dampf, meine Fresse!“

Was für eine tolle Begegnung! Nach fulminanten 90 Minuten gewann der SC Freiburg gegen die TSG 1899 Hoffenheim am gestrigen Sonntag mit 5:3 und feierte somit am 3. Spieltag den ersten Sieg in der laufenden Bundesliga-Saison.

Vor der Partie
Herrlicher Sonnenschein und das mit 22 800 Zuschauern gefüllte Dreisamstadion boten die beste Voraussetzung für das Badener-Derby. Diese Begegnung gab es in der 50-jährigen Bundesliga-Historie erst neun Mal. Viermal verließ der SC das Spielfeld als Sieger. Wie alle Mannschaften verzichteten auch die Freiburger und Hoffenheimer an diesem Spieltag auf Trikotwerbung. Stattdessen prangerte der Slogan der Deutschlandstiftung für Integration „Geh deinen Weg“ auf den Jerseys der Kicker. Christian Streich nahm im Vergleich zur 2:0-Niederlage gegen Leverkusen vor zwei Wochen zwei Änderungen in seinem Team vor: Für
Sebastian Freis stürmte Karim Guédé und für Vegar Eggen Hedenstad agierte Julian Schuster im defensiven Mittelfeld. „Fußballgott“ Daniel Caligiuri stand nach einem Bänderriss ebenso wieder im Kader wie Johannes Flum.

Die Highlights

Kurz nach Anpfiff sah es unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw nicht nach einem Fußballfest aus: Der SC verschlief die ersten 120 Sekunden komplett und fing sich nach einer Standardsituation das 0:1 durch den Ex-Stuttgarter Matthieu Delpierre. Der Rückstand wirkte für die Freiburger wie ein Wecksignal: Nach Chancen von Makiadi und Jendrisek folgte das 1:1 durch den Slowaken Karim Guédé. Durch diesen Treffer beflügelt, spielte bis zur Pause nur noch der SC. So folgte in der 27. Minute das 2:1 durch Maximilian Kruse per Kopf nach sehenswerter Schuster-Flanke. Das Spiel war gedreht!
Nach der Pause gelang den Kraichgauern aus heiterem Himmel der Ausgleich durch den zur Pause eingewechselten Boris Vukcevic. Oliver Sorg, der sich prinzipiell Hoffnungen auf eine Berücksichtigung bei der mittlerweile dem Bauprozess des neuen Berliner Flughafens ähnelnden Linksverteidiger-Suche im deutschen Nationalteam machen darf, sorgte mit einem Patzer für die Entstehung des Treffers. In den letzten knapp 25 Minuten ging dann alles Schlag auf Schlag: Erst netzte SC-Verteidiger Fallou Diagné nach einem katastrophalen Bock des ehemaligen Nationalkeepers Tim Wiese zur 3:2-Führung ein, dann glich Takashi Usami mit seinem ersten Bundesliga-Tor auch schon wieder aus. Cedrik Makiadi war es, der seinen SC wieder in Führung schoss: Nach einem erneuten Wiese-Patzer drosch Makiadi eine Ecke per Volley in die Maschen zum 4:3. Die Vorentscheidung war gefallen! Der eingewechselte Sebastian Freis markierte mit dem 5:3 den Schlusspunkt einer sensationellen Partie. Nicht nur die Zuschauer hielt es nun endgültig nicht mehr auf den Sitzen, auch Christian Streich entsagte sich der Coaching-Zone und sprintete mit der sogenannten „Becker-Faust“ zur Eckfahne und seinen jubelnden Spielern.

Die Fans

Die Stimmung im Dreisamstadion stand dem Wetter und der Leistung der Spieler auf dem Platz in nichts nach. 90 Minuten lang trieb besonders die Nordkurve die Mannen von Christian Streich nach vorne. Egal ob nach dem schnellen Rückstand mit „Auf geht’s Freiburg, kämpfen und siegen“, nach dem Ausgleich mit „Jetzt geht’s los“ oder kurz vor Schlusspfiff mit „Oh, wie ist das schön“: Die Anhänger boten ein vielseitiges Repertoire. Die Leistung des Schiedsrichters Felix Zwayer wurde stellenweise mit Pfiffen quittiert, etwa, als er Kruse nach einem Foul den gelben Karton zeigte, obwohl Zwayer das Spiel aufgrund der Verletzung von Jendrisek längst hätte unterbrechen müssen. Auch im Mittelpunkt und immer wieder gern mit Schmähgesängen bedacht: Tim Wiese, der, laut SC-Anhang, die „Haare schön“ hatte.

Spieler des Spiels

Wie schon am ersten Spieltag tat sich in dieser Partie besonders der slowakische Nationalspieler mit togolesischen Wurzeln Karim Guédé hervor. Unermüdlich ackerte der 27-Jährige auf dem Platz. Immer wieder ließ er sich zurück fallen, schuf somit Räume für Kruse und Schmid. Dennoch zeigte er sich Offensiv präsent und steuerte den 1:1-Ausgleich bei. Ebenso sehr stark: Torschütze und Doppel-Vorbereiter Max Kruse.

Fazit

Dieses „fantastische Spiel“ (O-Ton Babbel) hätte nicht zwingend zu Gunsten des SC Freiburg ausgehen müssen. Hoffenheims Usami scheiterte mehrfach an Oliver Baumann. Dieser ermöglichte zudem Firmino mit einem unglaublichen Fehlpass beinahe die 2:3-Führung. Auch gehen mindestens zwei Freiburger Tore auf die Kappe von Tim Wiese, der seine Arbeit als Torhüter teilweise in Slapstick-Manier verrichtete. So waren, wie Christian Streich feststellte, die Freiburger „am Ende die Glücklicheren“. Der SC Freiburg belegt nach diesem wohl bisher besten Spiel der Saison den 8. Rang in der Tabelle, Hoffenheim rangiert mit null Punkten auf dem letzten Platz. Somit holten die Breisgauer am dritten Spieltag der Saison den ersten Sieg. In einer Partie, in der man – um es mit den Worten eines Zuschauers zu sagen – „keine ruhigen fünf Minuten“ hatte. „Das war ein Spiel mit Dampf, meine Fresse!“

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[Bild: Tobias Ilg]

Auch erschienen auf fudder.de.

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