23. September 2012

Der Müller machts

Rumgeschlurpt, Ball verstolpert, Schuss so sehr am Tor vorbei gesetzt, dass er beinahe die Eckfahne geküsst hätte. Als es aber dann drauf ankam war er da - und zwar besser denn je! Knapp eine Stunde wurstelte Thomas Müller im Bayern-Mittelfeld umher. Ein jeder Betrachter der gestrigen Partie gegen den FC Schalke 04 wunderte sich, warum Jupp Heynckes nicht den mit den Hufen scharenden Xherdan Shaqiri in die Begegnung warf. Es schien, als sei der 22. September für Müller ein gebrauchter Tag. Kaum eine halbe Stunde später war der schlaksige Außenstürmer der gefeierte Held. 
Doch der Reihe nach. Neben dem angesprochenen Müller agierten im Mittelfeld Toni Kroos, Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger und Luiz Gustavo im Mittelfeld. Als einzige Spitze versuchte sich Mario Mandzukic. Die Verteidigung bestand aus den gleichen Akteuren wie beim 2:1-Erfolg gegen Valencia am vergangenen Mittwoch. Die Münchner waren in der ersten Halbzeit spielbestimmend. Wie zuletzt dominierten sie das Geschehen, hatten teilweise zwei Drittel Ballbesitz, erzwangen allerdings keine zwingenden Chancen. Mal scheiterte Kroos an Lars Unnerstall, dann bekam Mandzukic eine Flanke nicht auf das Tor gedrückt. Auch Robben, gestern ansonsten mit einer guten Partie, scheiterte vor dem Schalker Gehäuse. Nicht zwingend an den Verteidigern Papadopoulus oder Matip, vielmehr an seinem rechten Fuß, der im Gegensatz zu seinem linken Pendant nicht mit der typisch Robben'schen Abschlussstärke gesegnet ist. So verabschiedeten sich beide Mannschaften mit einem 0:0 in die Pause. 
Sorgen, dass die Begegnung ein lauer - und vor allem langweiliger - Herbstkick werden könnte, machten vor dem TV-Gerät die Runde. Auch sammelten sich Zweifel, warum Bayern-Coach Heynckes nicht endlich reagierte und Wechsel im Offensivbereich vornahm. Glücklicherweise unterließ er es, denn die auf dem Platz gebliebenen Bayern-Spieler zeigten in der zweiten Hälfte eine engagiertere Partie. Besonders Thomas Müller sprühte nun vor Tatendrang. Mit einem filigranen Pass leitete er die 0:1-Führung der Münchner durch Toni Kroos gegen den FC Schalke 04 ein. Kaum 180 Sekunden später ließ der schlaksige Außenstürmer selbst einen Treffer folgen: Den Schalker Christian Fuchs frech getunnelt und robust gegen Julian Draxler den Ball behauptet, schob Müller mit der Pike unhaltbar zum 0:2 ein. In der Folge hätten Robben sowie Müller die Partie frühzeitig entscheiden können, doch fehlte beim Abschluss die letzte Präzision. Für die letzten Minuten kamen Javi Martínez und Anatolij Timoschtschuk noch zu Einsatzminuten, um die Führung über die Zeit zu bringen. Das gelang: Die Bayern gewannen, dank zweier toller Momente von Thomas Müller mit 2:0 auf Schalke und eroberten sich die Tabellenführung von Eintracht Frankfurt zurück. Müller rangiert nun mit vier Treffern und vier Vorlagen aus ebenso vielen Spielen auf dem ersten Platz der Torschützenliste. Vor der Saison war man sich nicht sicher, ob und wo der 23-Jährige auf dem Feld agieren wird. Doch getreu der van Gaal'schen Feststellung, dass ein Müller immer spiele, absolvierte der Offensivmann alle vier Bundesliga-Partien über 90 Minuten. Egal wer kommt (oder schon da ist): Thomas Müller steht tatsächlich immer auf dem Platz - und das ist auch gut so. Mit seinem unvorsehbaren und unausrechenbaren Angriffsspiel sowie seiner wieder gewonnenen Leichtigkeit ist Müller der derzeit wohl wichtigste Stein im Münchner Offensiv-Mosaik. 
Neben der Euphorie um den Torschützenkönig der WM 2010 darf jedoch ein Mann nicht vergessen werden: Toni Kroos. Seit Wochen befindet sich der 22-Jährige in blendender Verfassung. Auf der Position des Spielmachers blüht Kroos, der zuvor phasenweise lethargisch wirkte, immer mehr auf. Neben tollen Pässen und starkem Einsatz sucht der Nationalspieler immer mehr den Abschluss. Vier Treffer in den letzten vier Partien sprechen für sich. 

Für die Mannen um Philipp Lahm geht es bereits am kommenden Dienstag gegen den VfL Wolfsburg. Die Schalker, die mal wieder zeigten, dass Meisterschaftsambitionen fernab jeglicher Realität sind, treffen auf die von Thomas Tuchel trainierten Mainzer. Huub Stevens fasste die Partie kurz und schlüssig nach Schlusspfiff zusammen. Auf die Frage, ob die Schalker mit den Bayern auf Augenhöhe seien, antwortete der  Niederländer nur: "Da muss ich lachen. Die sind noch weit vorne und das stellen sie auch jedes Mal wieder unter Beweis." Weit vorne trifft zu: Nach erst vier Spieltagen trennen beide Vereine in der Tabelle bereits fünf Punkte. 

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