5. September 2012

Die "traurige Prinzessin"

Freistoß. Ein Mann läuft zum Ball. Er legt diesen punktgenau auf die Grasnarbe. Nimmt maßgeschneiderte fünf Schritte Anlauf und spreizt die Beine. Nachdem Ronaldo den Pfiff des Schiris abwartet, sprintet er dem Ball entgegen, feuert ihn auf das gegnerische Tor, trifft und jubelt frenetisch.
Kaum einer kennt diese Art von Szene nicht. Zu oft konnte man sie bereits in den Stadien sehen. Cristiano Ronaldo: Ein Exzentriker per excellence auf dem Fußballfeld, allerdings auch ein sehr guter Kicker. Ronaldo, Jahrgang 1985, errang englische und spanische Meisterschaften, Pokal- und Champions League-Siege mit Manchester United und Real Madrid. Er erhielt die Auszeichnungen Fußballer des Jahres in England, wurde Europas Fußballer des Jahres und Weltfußballer. Ronaldo wurde Torschützenkönig und Gewinner des Goldenen Schuhs. In den letzten drei Spielzeiten für Real Madrid schoss er knapp 150 Tore. Die ersten Gehversuche des Portugiesen erfolgten bei Nacional Funchal; mit 12 Jahren dann der Wechsel zu Sporting Lissabon. Bei einem Testspiel der Leões gegen Manchester United brillierte Ronaldo so sehr auf den Flügeln, dass sich der Coach der Red Devils Sir Alex Ferguson verpflichtet sah, diesen Mann unter Vertrag zu nehmen, um somit einen Nachfolger für den nach Madrid abgewanderten David Beckham zu formen. Der Transfer des Mannes mit der Nummer 7, welche bereits Größen wie Best, Cantona und eben jener Beckham vor ihm trugen, erwies sich als Volltreffer. Ronaldo sollte bald in einem Atemzug mit den zuvor erwähnten ManUnited-Legenden genannt werden. Real Madrid beäugte die Entwicklung des beidfüßigen Dribblers intensiv. Bereits zwei Jahre nach seinem Wechsel zu Manchester versuchten die Madrilenen Ronaldo abzuwerben. Doch sollte es ihnen erst 2009 gelingen - mit dem unglaublichen Rekordablösebetrag von 94 Millionen Euro. Ronaldo füttert allerdings nicht nur die Inhalte der Sportmagazine. Vermehrt berichten Boulevardblätter über seine Frauengeschichten, seinen Reichtum, seine Prollerei, sein uneheliches Kind, gar über seinen alkoholkranken Vater, welcher an den Folgen der Sucht starb. Statt im Flutlicht, sonnt er sich gerne mal in der Sonne der Kanaren; statt mit dem Teambus die Mautstationen Spaniens zu passieren, braust er gerne mit dem Ferrari über die Straßen und statt dem Trikot von Real trägt er gelegentlich nur eine Unterhose eines bestimmten Designers. All das gehört zu seinem Glamourleben.
Um die Gazetten auch in der Länderspielpause zu füllen, hat sich der 27-Jährige nun etwas ganz besonderes ausgedacht. Er sei aus gewissen Gründen sehr traurig. Man könne über alles reden. Kaum waren diese Worte gesprochen, überschlugen sich die Fachgazetten: Verlässt Ronaldo die "Königlichen? Wechselt er zu Manchester City oder zu Paris St. Germain? Angeblichen bereiten die Citizens bereits eine 120 Millionen Euro-Offerte, mit einem Wochengehalt von über 250 000 Euro vor. Doch Geld spiele bei seinen Beweggründen keine Rolle: "Ich werde beschuldigt, mehr Geld zu wollen, aber eines Tages wird sich herausstellen, dass dies nicht der Fall ist", so der Halbstürmer via Facebook. Vermutlich wird der Portugiese schlussendlich bei Real bleiben. Ihm war wohl nur die gestiegene Aufmerksamkeit für Mourinhos Wunschneuzugang Luka Modric etwas zu viel geworden. Der kroatische Mittelfeld-Star dominierte in den letzten vier Wochen aufgrund seines komplizierten Transfers die Schlagzeilen der Sportblätter in ganz Europa. Eines muss man der "traurigen Prinzessin", wie einige spanische Medien Ronaldo nannten, jedoch lassen: Er weiß es verdammt gut, sich in Szene zu setzen.

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