16. Dezember 2012

Kurzportrait: Fangruppen in der Bundesliga

Sie stehen im wahrsten Sinne des Wortes hinter ihrem Verein: Von der Fankurve aus peitschen Ultras Spieltag für Spieltag ihre Lieblingsmannschaft nach vorn. In letzter Zeit sind diese Gruppierungen nicht unwesentlicher Bestandteil der Debatte um das Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) geworden. Zeit, einige der bekanntesten Gruppierungen etwas genauer zu betrachten und in einem Kurzportrait vorzustellen.



Traurige Berühmtheit erlangte die wohl einflussreichste Fangruppierung des FC Bayern München durch die im letzten Jahr stattfindene "Koan Neuer"-Plakataktion. Hier machten sie lautstark darauf aufmerksam, dass der langjährige Schalker Torhüter nicht das Gehäuse der Bayern hüten soll und in München unerwünscht sei. Die Schickeria wurde im Jahr 2002 gegründet. Ihre Mitglieder werden ausnahmslos anonym gehalten. In regelmäßigen Abständen wird im Rahmen eines anti-rassistischen Fußballturnieres der Kurt Landauer-Pokal ausgespielt. Im Stadion wird man zudem an jedem Spieltag mit dem "Südkurvenbladdl", einer Stadionzeitung der Schickeria, mit einer Gesamtauflage von 1500 Stück, versorgt.


Seit dem Jahr 2001 sorgt die Fangruppierung The Unity im Westfalenstadion für Stimmung. Erst vor einigen Wochen gelangte die Gruppe negativ in die Schlagzeilen, als sie in Verbindung mit einem rechtsradikalen Banner in der Südkurve gebracht wurde. Für ein Novum sorgten die Ultras vor 1 1/2 Jahren, als sie einen Tag der offenen Tür organisierten und somit intime Einblicke in die Dortmunder Fanszene gaben. Im Stadion bekommt jeder Besucher der "gelben Wand" ein von The Unity angefertigtes Magazin mit dem Titel "Vorspiel".


Leider viel zu häufig mit negativen Schlagzeilen in den Medien vertreten sind die Ultras Frankfurt. Regelmäßige Gewaltaufrufe, Polizeieinsätze und die "Stadion-Schlacht" im Mai 2011, in der Abstiegssaison nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln, wo wohl auch Mitglieder der 1997 gegründeten Gruppierung beteiligt waren, trugen dazu bei. Eine schöne Sache abseits des Platzes: Im Rahmen der Aktion "Bekennt Farbe!" bieten die Ultras sehenswerte Grafitis zur Verschönerung der heimischen Hausfassade an. Kostenpunkt: läppische 4 Euro pro Quadratmeter!


Die Fangruppierung Supporters Club Schalke sorgt Auf Schalke für Stimmung und vertritt die Interessen von mehr als 80 000 Anhänger der blau-weißen "Knappen". 1996, nach eigenen Angaben in einem dunklen Hinterzimmer, gegründet, waren die Supporters unter anderem stark am Rausschmiss vom damaligen Trainer Felix Magath im Jahr 2011 beteiligt. In einem offenen Brief warf die Gruppe dem Übungsleiter vor, "ein kaltes Klima der Angst im gesamten Verein" geschaffen zu haben. Ein Projekt voller Herzblut ist die "Schalker Meile". Hier sollen im Stadtteil Schalke-Nord auf einer Länge von 800 Metern, Strommasten in königsblau angestrichen werden.  


Der Hamburger Supporters Club versucht seit 1993 das Vereinsleben innerhalb des HSV aktiv mit zu gestalten und - im Sinne der Zuschauer - Einfluss auf die Vereinspolitik zu nehmen. Hierfür sitzt gar ein Delegierter der Fangruppierung im Aufsichtsrat des Vereins. In regelmäßigen Abständen finden zudem öffentliche Abteilungssitzungen statt, wo über aktuelle Themen diskutiert wird.


Im Stuttgarter Stadion ist seit nunmehr 15 Jahren das Commando Cannstatt für Fangesänge, Choreografien und anderen Unterstützungen aller Art verantwortlich. Die Fangruppierung setzt sich zusätzlich stark für eine Rückkehr zum traditionellen Vereinswappen des VfB ein, um ein "Stück Geschichte" zu wahren. In den Schlagzeilen waren die Stuttgarter Fans im Jahr 2009, als sie vor der Entlassung Markus Babbels Teil eines Fanaufstandes waren. Zu jedem Heimspiel verteilen die Ultras zudem das "Cannstatter Blättle" in einer Auflage von 3000 Stück. 

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