17. Januar 2013

Guardiola wechselt zum FCB: Was sind seine Beweggründe?

Damit hätten wohl nicht einmal die hartgesottensten Fans gerechnet: Wie die Münchner am gestrigen Mittwoch offiziell bekanntgaben, wird Josep Guardiola ab kommender Saison neuer Cheftrainer des FC Bayern München und löst somit Jupp Heynckes ab, der sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Der 41-jährige Spanier erhält einen Drei-Jahres-Vertrag. Trotz zahlreicher Millionenangebote wechselt er an die Isar: Warum?


Gerüchte gab es bereits seit Juli 2012. Doch so gut wie immer wurden sie dementiert oder für unglaubwürdig befunden. In den letzten Tagen wurde die Trainerdiskussion bei den Münchnern wieder aktuell. Und plötzlich ging alles ganz schnell, obwohl man sich doch erst im kommenden März festlegen wollte: Pep Guardiola hat sich für den FC Bayern und somit gegen galaktische Gehaltszahlungen aus London oder Manchester entschieden. Das ist nicht nur sportlich nachvollziehbar, sondern auch sehr sympathisch. Doch was bewegt den Katalanen zu dieser Entscheidung?

Bei den Bayern stößt der 41-Jährige auf einen Verein, welcher nicht von einem Scheich aus Katar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten geführt wird, der ihm als Übungsleiter womöglich die Aufstellung diktieren oder Transfers vor die Nase setzen könnte. Auch von den notorisch palavernden Vereinsbossen Hoeneß und Rummenigge wird es - glaubt man ihren Aussagen - zu keinen Einmischungen kommen: "Jeder Trainer beim FC Bayern hat absolute Lufthoheit was Training, Taktik und Mannschaftsaufstellung betrifft", so Karl-Heinz Rummenigge bei einer Pressekonferenz. 

Ein weiterer Aspekt ist in diesem Kontext die Tatsache, dass die Bayern finanziell unabhängig sind, ohne jedoch wirtschaftlich in einer schlechten Lage zu sein. Somit lassen sich Transfers realisieren, Jugendkonzepte finanzieren und Prämienanreize schaffen. Laut Bayern-Chef Rummenigge habe Guardiola gefallen, dass der FC Bayern ein sei, "der aus sich selbst heraus eine finanzielle Unabhängigkeit erarbeitet" habe.

Beim FC Bayern trifft Guardiola auf Matthias Sammer, mit welchem er ein kongeniales Duo in der Bundesliga und im europäischen Spitzenfußball bilden könnte - sofern beide auch menschlich auf einer Wellenlänge sind. Sowohl Guardiola als auch Sammer orientieren sich an den neuesten und aktuellsten Entwicklungen im Weltfußball. Sie sind nahezu vom Spiel mit dem runden Leder besessen und erfolghungrig ohne Ende. Zudem verbindet beide die Liebe zur Jugendförderung. Nicht nur optisch - übrigens: Wo Verstand wächst, müssen Haare weichen! - könnte es zwischen beiden sehr gut passen.

Guardiola gilt als Fan deutscher Spieler: Das stetige Mitspielen Manuel Neuers, das Verteidigungsspiel Philipp Lahms, die Spieleröffnung Holger Badstubers und die Führungsstärke Bastian Schweinsteigers imponieren dem früheren Übungsleiter vom FC Barcelona schon seit langem. All diese Spieler durchliefen die Jugendabteilung und sammelten zahlreiche Erfahrungen unter den weltweit anerkannten Trainern Louis van Gaal sowie Jupp Heynckes. Jetzt hat er die Möglichkeit, ihnen seine Spielphilosophie näher zu bringen.

Kürzlich hatte Ex-Torhüter Oliver Kahn gesagt, dass für ihn Guardiola, aufgrund seiner Kultur, seines Wesens und seiner Prägung, nicht zum FC Chelsea passe, "Bayern würde ihm eher liegen." Recht hat der "Titan": "Pep" gilt als Familienmensch. Seit seinem 18. Lebensjahr ist er mit seiner Frau verheiratet und ist Vater von drei Kindern. An der Seitenlinie kam es bis dato zu keinen Ausrastern oder Beleidigungen. Für den Spanier steht Respekt an oberster Stelle. Wohl deshalb lautete seine erste Frage während des Telefonats mit Karl-Heinz Rummenige: "Wie geht es Jupp?" Guardiola scheint das Familiendenken beim FC Bayern und die "Mia-san-Mia"-Mentatlität imponiert haben, welches sicherlich ein angenehmeres Arbeitsklima schafft, als bei so manchem anderen Verein.

Viele Klubs, vor allem aus England, lockten mit Millionengehältern jenseits von Gut und Böse. Sie scheinen jedoch vergessen zu haben, dass es noch andere Dinge auf der Welt gibt. Beispielsweise vorhandene Strukturen, intakte Verhältnisse, Perspektive und ausreichend Ressourcen, um einem Verein einen neuen Stil zu geben. 

Guardiola, der immer wieder seine Bewunderung für den deutschen Rekordmeister ausdrückte, scheint begriffen zu haben, dass er diese Verhältnisse - abgesehen von seinem Heimatverein FC Barcelona - wohl nur beim FC Bayern München vorfinden kann. 

¡Bienvenidos y Servus, Pep Guardiola!

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