8. November 2012

Sixpack gegen Lille

Nach dem souveränen 3:0 in der Hansestadt am vergangenen Wochenende ließen sich die Münchner Bayern auch am gestrigen Mittwoch auf internationaler Bühne nicht lumpen: Gegen den OSC Lille spielten die Roten phasenweise sensationellen Fußball und gewannen folgerichtig mit 6:1.
 
Im Vergleich zur Bundesliga-Partie gegen den Hamburger SV, bei der besonders Franck Ribéry brillierte, wechselte Trainer Jupp Heynckes auf drei Positionen. Für den angeschlagenen Toni Kroos begann Arjen Robben, statt Luiz Gustavo spielte Javi Martínez und im Sturm ersetzte Claudio Pizarro den Kroaten Mario Mandzukic, der mit einem Infekt das Bett hütete. Die Bayern legten los wie die Feuerwehr: Bereits nach vier Minuten foulte der französische Defensivmann Balmont, der aufgrund seines Äußeren von der heimischen Fernseh-Runde oftmals als "Meister Propper" betitelt wurde, Bastian Schweinsteiger. Dieser netzte den fälligen Freistoß direkt zur 1:0-Führung ein. Die Bayern ließen nicht locker und brannten in den folgenden 30 Minuten ein wahres Feuerwerk ab. Nach Vorlage von Franck Ribéry erhöhte Claudio Pizarro zum 2:0 (18. Minute). Das unkonventionelle Verteidigungsspiel des Vorjahresdritten der französischen Liga führte zu weiteren Freistoßsituationen. Eine davon verwandelte Robben mit etwas Glück zum 3:0. Es war der zweite direkt verwandelte Freistoß in dieser Partie - wann gab es sowas, nach jahrelangem chronischen Standardleiden, zuletzt? Lille war geschlagen, die Bayern führten ihr Angriffsspiel dennoch fort. Philipp Lahm war es, der kurz hintereinander zweimal frei zum Flanken kam und Claudio Pizarro mustergültig bediente. Der Peruaner schob zuerst mit rechts, dann mit dem Kopf ein. Die Tore vier und fünf bedeuteten sowohl einen Hattrick des bayrischen Stürmers als auch den Pausenstand.
Nicht zu Unrecht fragten sich auch die SKY-Moderatoren: Wie fällt eine Halbzeitansprache aus, wenn man bereits nach 45 Minuten mit 5:0 führt? "Immer weiter so"? Nach dem Pausentee ließen es die Münchner zunächst etwas ruhiger angehen. Die Franzosen hielten nun stärker dagegen und kamen folglich zum 5:1-Anschlusstreffer. Manuel Neuer, bis dato arbeitslos, war beim Kunstschuss des Ivorers Kalou, der im Mai in München noch mit dem FC Chelsea die Champions League gewann,  machtlos. Nach etwas mehr als einer Stunde machte der eingewechselte Toni Kroos das halbe Dutzend, mit einem satten Distanzschuss, voll. Nach diesem Tor verwalteten die Münchner die Partie. Lille kam, mit Ausnahme eines Lattentreffers, zu keiner Chance mehr. Grund hierfür war auch die gute Leistung des Spaniers Martínez, der unter der Woche noch stark kritisiert wurde. Auch die eingewechselten Anatolij Tymoschtschuk und Xherdan Shaqiri, der mit tollen Pässen auffiel, fügten sich exzellent ein. Der miesen Chancenauswertung von Arjen Robben konnten es die Mannen aus Lille verdanken, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel und die Einstellung des Rekordsieges gegen Basel, beim 7:0 in der vergangenen CL-Saison, ausblieb. Somit gewannen die Bayern am Ende "nur" mit 6:1 gegen eine stets überforderte Truppe aus Lille.
Bester Mann auf dem Feld war, nicht nur aufgrund seiner drei Tore, Claudio Pizarro. Von wegen Bankspieler oder Platzhalter: Mit einer solchen Leistung empfiehlt dich der 34-Jährige für einen Startelfeinsatz gegen Eintracht Frankfurt am kommenden Samstag. "Piza" ließ sich immer wieder klug ins Mittelfeld fallen, geizte nicht mit Defensivarbeit und trumpfte mit seinem unvergleichbaren Torriecher auf. Nicht weniger stark waren Philipp Lahm, der seine Freiheit auf der rechten Seite nutzte und bei drei Treffern assistierte, Franck Ribéry, der momentan die Spielfreude in Person ist, sowie Arjen Robben, der durch ein starkes Engagement auffiel und derzeit wohl für die Mannschaft so wichtig ist, wie schon lange nicht mehr. In seinem 100. Pflichtspiel für die Münchner schoss der Holländer übrigens sein 58. Tor. Einfach stark. Wahrlich schlechter als die Leistung der Franzosen war das Auftreten der Unparteiischen. Mit seltsamen Entscheidungen und überflüssigen gelben Karten, machte das Gespann um Ovidiu Alin Hategan aus Rumänien nur negative Schlagzeilen.
Die Bayern liegen nun mit neun Punkten aus vier Partien auf dem ersten Tabellenrang und komplettieren somit eine erfolgreiche Woche für die deutschen Vertreter in Europas höchster Spielklasse, die nun allesamt in ihren Gruppen den ersten Tabellenplatz belegen. Dicht gefolgt werden die Münchner von Valencia, die 4:2 gegen BATE Borisov gewannen. Am 20. November kommt es in der drittgrößten Stadt Spaniens zum vorentscheidenden Duell um den Gruppensieg.

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