9. Juli 2012

3000 Kilometer in drei Tagen (3)

Die Europameisterschaft 2012 ist nun Geschichte. Auch ich war vor Ort und erlebte grandiose und skurrile Dinge. In dieser dreiteiligen Serie berichte ich Euch von einem Roadtrip nach Lemberg: 3000 Kilometer innerhalb von drei Tagen, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde.

Tag 3: Ein Wohnwagen, Stau und Erinnerungen en masse


Nach nur vier Stunden Schlaf mussten wir wieder die Heimreise antreten. Nachdem Sascha seine 90 Euro für eine Nacht im Feldbett bekam machten wir uns auf. Jedoch konnte uns kein Polizist und kein Fußgänger den Weg auf die Autobahn Richtung Heimat weisen. Die Beschilderung taugte ebenso wenig. Kurz vor der ersten Verzweiflung tat sich aus dem nichts ein Wohnwagen mit deutscher Beflaggung vor uns auf. Wir folgten ihm gutgläubig. Vermutlich war der Fahrer in Wahrheit ein Holländer und wollte sich an uns deutschen Touristen für die 2:1-Niederlage rächen, denn wir fuhren dank des Kastenmobils eine geschlagene Stunde im Kreis. Erst nachdem sich das Navigationssystem wieder gefangen hatte, gelang uns der Sprung auf die Autobahn. Dummerweise erwies sich der Grenzübertritt weniger entspannt als auf der Einreise. Eine ganze dreiviertel Stunde stand unser Vehikel in der Sonne, ehe wir polnischen Boden unter den Füßen hatten.
Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel" hielten wir an allen erdenklichen Rasthöfen. Doch auch ein Badesee diente zur Spontanerfrischung. Bei 35 Grad im Schatten beinahe ein Geschenk des Himmels. Mit nasser Unterhose fuhren wir stundenlang die Autobahn A4/E40 Richtung Westen. Leider wurde diese Straße dem Beinamen „Autobahn" nicht gerecht: Neben den kilometerlangen Staus, störten immer wieder Tempolimits und unnötige Ampeln den Verkehrsfluss. Beschleunigen auf 100 oder gar 120? Unmöglich. Nach neun Stunden Fahrt waren wir an der deutsch-polnischen Grenze angekommen. Eine nette Gastwirtin beglückte uns hier noch mit Krautsalat, feinster Krakauer und dem Spiel Spanien gegen Irland. Glücklicherweise waren die Straßen der Lausitz weder buckelpistenartig noch befahren: Mit reichlich Tempo sprinteten wir durch die Nacht, ehe wir endlich, nach mehr als 15 Stunden in Berlin ankamen. Uns kam es vor, als wären wir Wochen unterwegs gewesen, soviel erlebte unsere Reisetruppe auf dem dreitägigen Trip nach Polen und in die Ukraine. Zum Glück waren es dann doch nur drei Tage, denn mehrere Wochen mit Udo Lindenberg in Dauerschleife hätte ich vermutlich nicht überlebt!

[Bilder: Tobias Ilg]


Auch erschienen bei SPOX.com


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