14. Juli 2012

Der geheimnisvolle Flipchart

Vergangene Woche gab Bayerns Vorstandsvorsitzender Einblick in seine Arbeitsweisen. Auf einer Flipchart, neudeutsch für Tafelschreibblock oder Umblätterdiagramm (Für all diejenigen, die ihren Computer gelegentlich auch Klapprechner und ihr Handy ein Tragtelephon nennen), notierte er das gesamte Team des Rekordmeisters, um dann mit Karl Hopfner zu dem Entschluss zu kommen, dass kein Neueinkauf mehr von Nöten sei. Der Kader sei, so Rummenigge, "deutlich besser aufgestellt als im vergangenen Jahr." Sollten aber Matthias Sammer und Jupp Heynckes anderer Meinung sein, würden sie das "Okay" von Hopfner und ihm bekommen.
Ob Matthias Sammer sich noch einmal auf den Transfermarkt begibt, um einen neuen Spieler zu verpflichten, ist ungewiss. Seit Wochen sind die Münchner an Javi Martínez von Atlétic Bilbao dran. Erst wurde Vollzug gemeldet, kurz darauf wieder dementiert. Mittlerweile soll sich der 23-Jährige Defensiv-Allrounder definitiv für einen Verbleib im Baskenland ausgesprochen haben. Über Alternativen wird zuhauf diskutiert. Angeblich besitzt Sammer eine nun nicht mehr geheime Liste, auf welcher sich, neben Martinez, die Namen Marchisio, Melo und M'Vila finden lassen. Auch Lars Bender wurde von einigen Medienvertretern als Partner für Bastian Schweinsteiger in die Runde geworfen. Gegenüber Sport1 wollte sich Sammer zu diesem potenziellen Neuzugang nicht äußern, fügte aber vielsagend hinzu, dass es momentan "ein paar interessante junge deutsche Spieler" gäbe, die "auf Dauer für uns interessant sein könnten." Namen nannte der Sport-Vorstand nicht. Doch sind bereits zwei mehr als vielversprechende Talente in seinen eigenen Reihen. So spielte sich in den vergangenen zwei Testpartien besonders Mitchell Weiser in den Fokus. Mit tollen Flankenläufen und einem unbekümmerten Auftreten, deutete er sein Können eindrucksvoll an. Auch Emre Can bestach nicht nur mit einer für einen 18-Jährigen ungeheuren Physis, sondern gefiel auch im Spielaufbau mit Übersicht und in der Defensive mit einigen guten Tacklings.
Sollten Heynckes und Sammer wirklich noch einmal auf Shoppingtour gehen, müssten ein bis zwei Spieler ihre Kaderplätze räumen. Aussichtsreichster Kandidat für einen Abgang ist wohl Anatolij Timoschtschuk. Mit seinen beherzten Auftritten bei der Europameisterschaft spielte er sich in den Fokus des Hamburger SV. Dieser sucht nach dem Abgang von David Jarolim händeringend nach einem neuen Defensivmann mit Erfahrung. Für fünf Millionen würden die Bayern ihn wohl ziehen lassen. Einziger Haken sind die sechs Millionen Euro Jahresgehalt, die der HSV wohl nur mit externer Hilfe, in Form eines Investors, stemmen könnte.
Der Sommer in Deutschland scheint bereits zu Ende. Der Transfersommer dagegen kommt jetzt erst richtig in Fahrt. Und wer weiß: Vielleicht hatte Kalle Rummenigge noch einen ganz anderen Namen auf seiner Flipchart stehen, mit dem keiner rechnet - nicht einmal Sport-Vorstand Matthias Sammer. 

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