18. Juli 2012

Wo bleibt der Dialog?

Politik und Sport: Immer wenn diese beiden Komponenten zusammen kommen, wird es brenzlig. So auch gestern wieder, als unser Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich mit den Vertretern der Profiklubs in Deutschland über die Sicherheit in den Stadien diskutierte. Horrorvisionen zur Lösung des Gewaltproblems standen im Raum, beispielsweise wurde im Vorfeld über die Abschaffung von Stehplätzen diskutiert oder über lebenslanges Stadionverbot. Auch stand zur Debatte, dass in Zukunft die Vereine für das Polizeiaufgebot in den Stadien aufkommen sollen - was für viele finanziell nicht machbar gewesen wäre. Doch, wie so oft, wenn Politiker am Werke sind, waren die Drohungen im Vorfeld nur heiße Luft. Jegliche Sorge blieb unbegründet, keines der angedachten Verbote wurde - glücklicherweise - in die Realität umgesetzt. Stattdessen verabschiedeten Rauball und Co  einen Maßnahmenkatalog, welcher unter anderem  Stadionverbote bis zu zehn Jahre, eine deutliche Abneigung gegenüber Pyrotechnik und drastischere Geldstrafen vorsieht.
Wichtiger wäre es aber wohl gewesen, endlich auch Fanvertreter hinzuzuziehen, um einen konstruktiven Dialog anzuberaumen. Im Frühjahr zeigten doch Fankongresse, dass es auch anders geht, dass Szenen wie in Frankfurt, Dresden, Düsseldorf oder Karlsruhe nicht der Bundesliga-Alltag sind. Es stellt sich, nach dem gestrigen Treffen die Frage: Hat dieser Sicherheitsgipfel überhaupt etwas zur Lösung der Probleme in den Stadien beigetragen? Wahrscheinlich nicht. Denn am Ende sind es die Anhänger der Vereine, die auf der einen Seite das Problem sind, auf der anderen Seite aber auch durch gezügelte Emotionen und euphorische Vernunft über die Lösung des Problems entscheiden. Um zu einer Lösung zu kommen, ist ein Dialog zwischen Fans und Funktionäre unumgänglich. Man hätte die Fanvertreter jetzt schon ins Gespräch mit einbeziehen müssen.

[Bild: Tobias Ilg]

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