10. Juni 2012

Die Emanzipation des Mario G.

Ein jeder ist derzeit im Deutschland-Gewand gekleidet. Rückennummern von Schweinsteiger über Podolski bis hin zu Müller sind in den Menschenmassen zu entdecken. Nur von einem wird kaum das Trikot gekauft: von Mario Gomez. Trotz einer bärenstarken Saison mit 26 Toren in der Bundesliga und zwölf Buden in der Champions League wird der Münchner Mittelstürmer nach wie vor größtenteils belächelt. Ein labiler Stümperer sei er oder nur ein nichtsnutziger Abstauber. "Die Tore die Gomez macht, hätte ich auch noch hingekriegt", heißt es bei beinahe jeder Diskussion über den 26-Jährigen. Gestern aber, beim 1:0-Sieg der Deutschen über Portugal im ersten Vorrundenspiel der Europameisterschaft, unterstrich Gomez, warum es von Bundestrainer Joachim Löw richtig war, auf ihn zu setzen und nicht auf Miroslav Klose. In einem wenig berauschenden Auftritt der deutschen Offensive stach eben nur jener Gomez heraus und markierte mit einem wunderbaren Kopfball - nach Flanke des starken Sami Khedira - das entscheidende 1:0. Nach seiner Auswechslung feierten ihn die Zuschauer mit Standing Ovations, die BILD machte schleunigst aus dem früheren "Versager" einen "Tor-Held" und "Giganten". Vielleicht ist ihm mit diesem so wichtigen Tor nun endgültig der Sprung aus dem Schatten Miroslav Kloses gelungen.
Festzuhalten bleibt nach dem Arbeitssieg gegen Portugal auch die bravuröse Leistung der im Vorfeld viel gescholtenen Defensive. Gomez' Vereinskameraden Holger Badstuber, Manuel Neuer und Jérôme Boateng sowie der Dortmunder Mats Hummels erwischten gestern allesamt einen Sahnetag. Ihnen (und zweimal dem Aluminium) ist es zu verdanken, dass die portugiesischen Angreifer um Cristiano Ronaldo keinen Stich machten. Negativ dagegen fielen die Außenspieler Müller und Podolski auf: zu wenig kam über ihre Seiten. Auch von Schweinsteiger, Lahm und Özil muss eine Leistungssteigerung erfolgen, sonst wird es kommenden Mittwoch schwer, gegen die nach der 0:1-Niederlage gegen Dänemark unter Zugzwang stehenden Niederländer zu bestehen.

1 Kommentar:

  1. Hierzu ein toller Beitrag aus der SZ:

    http://www.sueddeutsche.de/sport/kritik-an-mario-gomez-ein-stuermer-darf-auch-mal-ein-tor-schiessen-1.1378979

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